Gastkommentar: Eine Zeitenwende auch beim Klimaschutz
Sabine Fuss ist Klimaökonomin am Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Sie leitet dort die Arbeitsgruppe Nachhaltiges Ressourcenmanagement und globaler Wandel, zudem hat sie eine Professur an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2018 war sie eine Leitautorin im Sonderbericht des Weltklimarats IPCC über 1,5 Grad globale Erwärmung.
Foto: David Ausserhofer/MCCRaus aus fossilen Brennstoffen – wie nötig das ist, führen uns der Ukrainekrieg und der Niedergang unserer Beziehungen zum wichtigsten Energielieferanten Russland gerade dramatisch vor Augen. Dass daran sowieso kein Weg vorbeiführt, weil Öl, Gas und Kohle die Erderhitzung befeuern und uns damit enorme Kosten für die Zukunft auferlegen, hat uns der Weltklimarat IPCC bereits im August 2021 und im Februar 2022 in beispielloser Präzision aufgezeigt – in den ersten beiden Teilen des sogenannten Sechsten Sachstandsberichts (AR6). Am Montag kam nun der dritte und letzte Band hinzu: Er zeigt so klar wie noch nie die Dringlichkeit der Energiewende auf – aber auch die Möglichkeiten, den Klimakollaps abzuwenden.
Die wichtigste Nachricht des neuesten Berichts lautet: Das 1,5-Grad-Ziel ist immer noch in Reichweite für das Jahr 2100. Bereits 2015 hat sich ja die Staatengemeinschaft im Weltklimaabkommen von Paris darauf geeinigt, dass ein Temperaturanstieg um mehr als 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zum Ende dieses Jahrhunderts eigentlich nicht akzeptabel ist: Es müssen „Anstrengungen unternommen“ werden für eine entsprechende Begrenzung, mindestens aber für eine Begrenzung auf „deutlich unter“ zwei Grad.