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Prüfers Kolumne Anstrengende Zoom-Konferenzen – und ihr angenehmer Nebeneffekt

Immerzu müssen wir uns beim Zoomen selbst anschauen – da fällt es schwer, der Konferenz zu folgen. Immerhin: Wer keine Antwort weiß, kann einfach „einfrieren“.
01.05.2021 - 10:55 Uhr Kommentieren
Handelsblatt: Prüfers Kolumne
Der Autor

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Ich mache mir manchmal bei Zoom-Konferenzen den Spaß, dass ich mich minutenlang nicht bewege. So lange, bis die Kollegen darüber sprechen, dass ich „eingefroren“ sei. Das Einfrieren ist ja ein Phänomen, das man überhaupt erst kennt, seit es Zoom-, Teams- und all die anderen tollen Videokonferenzen gibt.

Es ist eher praktisch, wenn man zum Beispiel eine Frage gestellt bekommt, auf die man keine Antwort weiß. Einfach nicht bewegen, dann kann niemand mehr wissen, ob einen die Frage überhaupt erreicht hat oder ob man sich nicht längst im digitalen Nirwana befindet, wo einen kein Bit mehr erreicht.

Im Grunde sind die ganzen Bildausfälle eine ziemliche Erleichterung der Kommunikation. Man stelle sich vor, es würden tatsächlich immer alle Signale zuverlässig übertragen. Dann müssten wir ständig vor unseren Computern ansprechbar sein.

Da aber das Breitbandnetz in Deutschland so löchrig ist und die Datenpakete in den engen Leitungen kaum aneinander vorbeikommen, bieten sich dauernd Gelegenheiten für glaubhafte Entschuldigungen. Es gab kein Bild oder keinen Ton, die Einwahl hat nicht geklappt, man ist aus der Sitzung rausgeflogen und überhaupt: Das Internet war weg.

Wenn das Internet allerdings mal nicht ausfällt, wird Zoomen zu einer anstrengenden Angelegenheit. Es ist nun wissenschaftlich erwiesen, dass Zoom-Konferenzen anstrengender sind als normale Treffen. Es gibt sogar einen Begriff dafür: „Zoom Exhaustion and Fatigue“ heißt es, wenn einen das ständige Sitzen vor dem Bildschirm aushöhlt und erschöpft.

Besonders Frauen leiden unter „Zoom Exhaustion“

So jedenfalls nennt es Jeffrey Hancock, der Professor für Kommunikationswissenschaft an der Stanford University ist. Er hat mehr als 10.000 Leute nach ihren Zoom-Erfahrungen befragen lassen und herausgefunden, dass besonders ein Umstand bei Videokonferenzen belastend ist – nämlich dass man sich dabei selbst betrachten muss. Der ständige Anblick des eigenen Gesichtes ist offenbar ein Stressfaktor.

Frauen leiden im Übrigen mehr darunter. Obgleich man annehmen kann, dass Männer in der Regel den wesentlich härteren Anblick haben, wenn sie ihr Spiegelbild sehen. Die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Antlitz soll sogar so anstrengend sein, dass man sich irgendwann gar nicht mehr auf den Inhalt der Sitzung konzentrieren kann. Man guckt nur noch in das seltsame Gesicht, das das eigene ist, und fragt sich, ob die anderen es wohl auch so beknackt finden.

Es ist fraglich, wie wir nach der Pandemie jemals wieder in normale Meetings zurückfinden sollen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Kollegen um uns herum nicht dauernd erstarren, verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen. Und dass wir selbst an der Konferenz teilnehmen – obwohl wir uns gar nicht selbst am Konferenztisch gegenübersitzen.

Mehr: Zu schüchtern für die Karriere

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