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Prüfers KolumneDas Metaverse braucht als Erstes einen virtuellen Knast

Die Geschichte der VR-Plattformen lehrt: Es braucht im virtuellen Raum weniger Leute, die etwas von Leuten kaufen – eher Leute, die auf Leute aufpassen.Tillmann Prüfer 15.01.2022 - 11:00 Uhr Artikel anhören

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Foto: Handelsblatt

Ich habe leider noch nicht ganz verstanden, wann das Metaversum, an dem Mark Zuckerberg so intensiv arbeitet, endlich so weit fertig sein wird, dass man dahin umziehen kann. Ich habe eigentlich nicht einmal ganz verstanden, was es genau sein soll. Das scheint niemand ganz sicher zu wissen, aber so viel weiß man: Es ist eine Welt der Virtual Reality, VR, in der Menschen sich künftig die meiste Zeit aufhalten sollen.

Dort kann man dann VR-Spiele spielen, Sport treiben oder auch glamourös shoppen gehen, ohne sich nur einen Moment von seinem Computer wegbewegen zu müssen. Die Firma Meta, früher mal Facebook genannt, hat für das Metaversum schon zehn Millionen Exemplare der Virtual-Reality-Brillen Quest 2 verkauft. Qualcomm und Microsoft entwickeln gemeinsam einen Metaverse-Chip. Das Metaversum wird kommen, allein schon, weil alle Tech-Riesen es wollen.

Ich bin ja schon etwas älter und – anders als vielleicht Mark Zuckerberg – erinnere mich gut an den Vorgänger des Metaverse, das war eine Plattform namens Second Life. Dort konnte man sich einen Avatar anlegen und ihn mit Jeans und T-Shirt durch eine virtuelle Welt schicken. Man konnte andere Avatare treffen und natürlich auch einkaufen.

Damals hatte jeder, den ich kannte, einen Avatar in Second Life, Firmen kauften für große Beträge „Grundstücke“, um dort Filialen zu eröffnen. Es wurde sogar ein Store von Armani eröffnet, mit echten virtuellen Klamotten. Nach ein paar Jahren war von Second Life allerdings nicht mehr viel zu hören, die Plattform verwaiste schneller als Brandenburg. Es war für viele wohl zu anstrengend, neben ihrem Leben noch ein zweites Leben zu führen.

Es ist ja auch nicht unbedingt erfüllender. Das Problem mit Avataren ist ja, dass hinter ihnen entweder geistlose Algorithmen stecken oder – noch schlimmer – echte Menschen. Und die sind in der digitalen Version ja nicht besser als in der realen. Eher noch schlimmer. Man liest immer wieder davon, dass weibliche Avatare von männlichen sexuell belästigt werden. Männer leben in der virtuellen Welt offenbar das aus, wofür sie in der Realität ins Gefängnis kämen.

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Vielleicht brauchen wir virtuelle Knäste. Wie werden sie wohl aussehen? Wie die Supermärkte aussehen werden, weiß man schon. Vor einigen Jahren hatte die Supermarktkette Walmart ein Video veröffentlicht, wie man sich Shopping im Metaverse vorstellt. Darin ist zu sehen, wie ein Einkaufswagen durch Gänge schiebt, die so anheimelnd aussehen wie in einem Krankenhaus. Wie im echten Leben, nur noch trister.

Da fällt mir ein, dass ich auch einen Avatar bei Second Life hatte – er müsste dort seit etwa 15 Jahren unbewegt herumstehen. Vermutlich hat er nun einen langen VR-Bart. Ich könnte ihn ja mal fragen, wie doll er sich auf das Metaversum freut.

Mehr: Wer einen Einkaufswagen mit Griffen schiebt, der kauft mehr

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