Prüfers Kolumne: Generation Z: Auf der Suche nach dem Sinn

Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.
Ich habe in der „New York Times" einen großen Artikel darüber gelesen, wie die Generation Z den Arbeitsplatz verändert. Die Generation Z, stand da, das seien alle, die sich nicht an 9/11 erinnern können.
Ich kann mich sehr gut an den 11. September 2001 erinnern. Ich selbst, lernte ich, bin Generation X. Also die letzte Generation, die es für eine gute Idee hielt, schon morgens vor dem Aufstehen die erste Zigarette zu rauchen und überhaupt nicht gerne älter als 27 Jahre alt werden wollte – die letzte Generation, die Nirvana hören konnte, während Kurt Cobain noch lebte.
Wenn man sich das anhört, dann war die Generation X eigentlich recht krass drauf, aber als sie am Arbeitsplatz ankam, wurde sie recht klein gemacht. Denn unsere Arbeitgeber, das waren die Babyboomer, und jene waren überzeugt, dass der Arbeitsplatz eine Art Arena war, wo man dafür zahlte, dass die Gesetze der Menschlichkeit außer Kraft gesetzt waren und es schon ein großes Zugeständnis ist, wenn man nicht tätlich angegangen wird.
Ich habe tatsächlich ältere Kollegen getroffen, die darüber klagten, dass es heute gar keine Orgien mit jungen Mitarbeiterinnen mehr gebe. Das waren die Vorwürfe, die die Generation X sich anhören musste. Von der Generation Z erzählt man sich, dass sie eine andere Arbeitsmoral habe, nämlich eine mäßige. Dass sie pünktlich den Laptop zuklappe, weil die Yoga-Session beginnt, und ungern im Büro erscheint, weil man die meiste Arbeit eigentlich auch von zu Hause erledigen kann.
Auch im Kollegenkreis werden immer wieder die unheimlichen Begegnungen mit der Generation Z erzählt. Zum Beispiel Bewerbungsgespräche, in denen die Bewerber die künftigen Vorgesetzten fragen, was sie eigentlich zum Vorgesetzten qualifiziere. Oder die Erfahrung, dass man einen jungen Kollegen, der einen wichtigen Auftrag an die Wand gefahren hat, kritisiere und dann ein herzliches Dankeschön für die Kritik bekomme – im Übrigen finde man die eigene Arbeit großartig.
Die ersten Gen-Z-Menschen in Management-Positionen


In der „New York Times" allerdings war die Sache eher positiv dargestellt. Nun würden die ersten Gen-Z-Menschen in die Management-Positionen kommen und ganz andere Akzente setzen. Die Arbeitszeiten sollen nicht im Vordergrund stehen, sondern die Motivation und die Arbeitszufriedenheit und natürlich auch der Sinn. Warum machen wir das? Ist das gut? Rettet das die Welt?
Ich glaube, wenn man sich diese Fragen ernsthaft stellt, dann könnte man mit einem Großteil der hiesigen Industrie einfach mal Schluss machen. Nun könnte auch ich mich fragen, mit wie viel Prozent meiner Lebensarbeitszeit ich eigentlich die Welt verbessert habe. Ich fürchte, die Bilanz fällt nicht allzu rosig aus. Ich sollte mich mal bei der Generation Z zum Praktikum anmelden. Ich hätte da natürlich auch meine Vorstellungen von Gehalt und Freizeit, aber das sollte ja kein Problem sein.
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