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Prüfers KolumneWer fliegen will, muss freundlich sein

Das Kernproblem an den Flughäfen sind fehlende Arbeitskräfte. Viele wollen dort nicht arbeiten, weil wir zu unfreundlich zu ihnen sind. Zeit, das alles zu ändern.Tillmann Prüfer 09.07.2022 - 13:00 Uhr Artikel anhören

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Foto: Handelsblatt

Wenn man in diesen Tagen aus Deutschland herauskommen möchte, hat man ernste Probleme. Denn an den Flughäfen sind leider nicht genügend Leute verfügbar, um Flugzeuge abzufertigen.

Man steht Stunden an einer Sicherheitsschleuse – der einzigen, die geöffnet ist –, nur um später festzustellen, dass man leider gar nicht mehr fliegen kann. Entweder weil man den Flug nicht rechtzeitig erreicht oder weil der Flug gestrichen wurde. Vielleicht, weil kein Pilot mehr gefunden werden konnte. Oder keine Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. Derweil steigen die Ticketpreise, weil der Treibstoff teuer und das Flugangebot gemeinhin verknappt ist.

Angeblich sind die Fluglinien etwas überfordert, weil sie in der Pandemie so viele Leute entlassen haben und es nun nicht schaffen, viele Leute einzustellen. Ich muss zugeben, wenn ich sehe, wie die Sicherheitsmitarbeiter am Flughafen von den Passagieren beschimpft werden, dann bekomme ich wenig Lust, selbst Sicherheitsmitarbeiter an einem Flughafen zu sein.

Es ist ja ohnehin ein Job, bei dem man die ganze Zeit daran arbeiten muss, dass nichts passiert. Es werden Tausende Koffer durchleuchtet, Wasserflaschen und Schweizer Taschenmesser aus Seitentaschen gepopelt, in eher seltenen Fällen werden Pistolen und Macheten aus dem Handgepäck geborgen. Meist passiert nichts – außer dass Passagiere genervt sind. Wie soll man sich für so eine Arbeit begeistern?

Letztlich bleiben wir also am Boden, weil niemand die unangenehme Arbeit machen möchte. Neulich habe ich gelesen, dass Sicherheitskräfte am Flughafen gar nicht soooo schlecht verdienen. Jedenfalls mehr als in etlichen anderen Berufen. Menschen möchten also Jobs, bei denen sie den ganzen Tag unfreundlich behandelt werden, nicht einmal für gutes Geld machen.

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Es ist gar nicht lange her, da wurde von vielen, die jetzt an den Flughäfen schimpfen, gefordert, dass Fliegen nicht mehr selbstverständlich sein dürfe und im Allgemeinen unangenehmer werden müsse. Dem Klima und dem Planeten zuliebe. Vielleicht ist es nun einfach an der Zeit, das zu verinnerlichen. Dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist, sich mit einem Flugzeug in die Lüfte zu erheben, sondern ein verdammtes Wunder!

Und man kann sich damit trösten, dass jeder ausgefallene Urlaubsflug unserem erhitzten Planeten ein bisschen Kühle zufächelt. Wenn wir darüber nachdenken würden, wären wir vielleicht alle am Flughafen entspannter und freundlicher, ruhend in unserer inneren Mitte.

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Und dann würde es auch ein viel schönerer, begehrenswerterer Job sein, als Sicherheitsassistent am Flughafen in sich ruhende Menschen zu durchleuchten. Jeder würde das machen wollen. Und dann würden wir an der Abfertigung ebenso lange warten, weil die freundlichen Passagiere ständig Schwätzchen mit dem enthusiastischen Sicherheitspersonal halten.

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