Beyond the obvious: Es ist dumm, für die Ukraine zu zahlen, während andere das Geschäft machen
Ob es gelingt, 2026 zu einem Frieden in der Ukraine zu kommen, ist völlig offen. So sehr es dem geschundenen Land zu wünschen ist. Nicht offen ist hingegen die Frage, wie es nach einem Waffenstillstand oder gar Frieden weitergeht. Das Land wird mit Milliardenhilfen aus der EU und damit vor allem Deutschland wieder aufgebaut werden. Ob und inwieweit sich Russland an diesen Kosten beteiligt, ist völlig offen, wobei an dieser Stelle Skepsis mehr als angebracht sein dürfte.
Bereits jetzt werden die Claims abgesteckt, wenn es darum geht, am Wiederaufbau der Ukraine zu verdienen. Die USA haben sich bereits den Zugriff auf seltene Erden im Gegenzug für Waffenlieferungen gesichert. Die Tatsache, dass mit Steve Witkoff und Jared Kushner zwei Geschäftsleute für die USA die Verhandlungen vorantreiben, kann man zweifelsfrei als Zeichen dafür werten, worum es hier geht: um das Geschäft.
Dies mag man als zynisch und unmoralisch verdammen, nur wäre es falsch, in diesem Spiel nicht mitzumachen. Deutschland als einer der größten Geldgeber für die Ukraine sollte deshalb umdenken. So edel es ist, dem Land mit Milliarden beizustehen, so dumm wäre es, nur das Geld zu geben, während andere das Geschäft machen.
Viel zu lange schon ist das die Folge unserer Politik, man denke an die Hilfen für Südafrika zum Aufbau einer klimafreundlichen Energieversorgung mit chinesischen Anlagen. China zu subventionieren, kann man vorsichtig mit „naiv“ umschreiben.
Die Ukraine bietet viele attraktive Investitionsmöglichkeiten: Rohstoffe, Agrarerzeugnisse und eine in vielen Bereichen führende Produktion von Waffen und anderem militärischen Gerät. Das Land gilt in Folge des Krieges mittlerweile als Innovationsführer, wenn es um neue Waffen wie beispielsweise Drohnen geht. Man spricht bereits vom „Silicon Valley“ der Verteidigungsindustrie.
Laut Xpert Digital sind über 500 verteidigungsorientierte Start-ups in den letzten fünf Jahren entstanden, die Produktionskapazitäten haben sich gegenüber 2010 verzehnfacht. Auch der Beschaffungsprozess unterscheidet sich wohltuend von den Abläufen im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz.
Was für ein Jahr – die Highlights Teil 1
Deutschland steht derweil vor der Herausforderung, Verteidigungsfähigkeit herzustellen, und muss dabei schneller und innovativer werden. Die Gefahr ist groß, dass wir dabei eher die Waffen für den letzten Krieg kaufen, statt die Fähigkeiten für den nächsten Krieg zu entwickeln. Hier drängt sich der Gedanke auf, statt nur Geld zu geben und Waffen zu liefern, in die potenziellen Technologieführer der kommenden Jahre zu investieren.
Die Bundesregierung sollte ein Budget zu Verfügung stellen, welches von erfahrenen Venture-Capital-Investoren gemanagt, gezielt in ukrainische Rüstungsunternehmen und Start-ups investiert. Am besten ohne Einmischung von Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium. Das Mandat wäre klar: Zugriff auf Technologie sichern und nebenbei gute Renditen erwirtschaften.
Am dümmsten wäre es, wenn Deutschland die Einkäufe bei ukrainischen Unternehmen finanziert, während die USA oder andere Länder die Firmen kaufen. Erste Beispiele gibt es bereits: Das US-Unternehmen Aero Vironment, Hersteller der Switchblade-Drohne, konnte seine internationale Position durch den Ukrainekrieg erheblich stärken. CEO Wahid Nawabi beschreibt den Krieg offen als „Glücksfall“ für das Unternehmen. Amerikanische Investoren haben bereits 15 Millionen Dollar in das ukrainische Drohnen-Schwarm-Software-Unternehmen Swarmer investiert.
Handelt Deutschland nicht schnell, verpassen wir die historische Chance zum Aufbau einer technologisch führenden Verteidigungsindustrie und bleiben weiter abhängig von den USA.