Globale Trends: Katastrophale Waldbrände sind nicht nur Folge des Klimawandels
Der Titel als schwarzes Jahr der katastrophalen Waldbrände ist 2025 schon jetzt sicher. In der EU ist bis Ende August wesentlich mehr Fläche verbrannt als im langjährigen Durchschnitt. In den USA verursachten im Januar die Feuer bei Los Angeles Zerstörungen im Wert von 45,5 Milliarden Euro.
Das entspricht laut Angaben des Rückversicherers Munich Re fast einem Drittel der gesamten Verluste durch Waldbrände in den Jahren 2015 bis 2024.
In Deutschland liegt die verbrannte Fläche 2025 mit dem Faktor neun über dem Langfristtrend, in Frankreich mit dem Faktor drei. Im französischen Département Aude verkohlte eine Region, die größer ist als die von Paris.
Doch besonders gravierend fällt die vorläufige Bilanz in Spanien aus. Noch sind viele Feuer vor allem im Nordwesten aktiv. Die Wälder, die bis jetzt in Flammen aufgingen, entsprechen einem zehn Kilometer breiten Korridor von Frankfurt am Main bis Berlin.
Setzt sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fort, könnten Spaniens Wälder, aber auch die von Portugal oder Griechenland von einer CO₂-Senke zur Quelle von CO₂-Emissionen werden. Schon heute binden die spanischen Wälder weniger CO₂ als die deutlich kleineren deutschen.
Schäden gehen über finanzielle Werte hinaus
In die monetären Schadensbilanzen gehen vernichtete Vermögenswerte wie Häuser, Bauernhöfe und Infrastruktur ein, die zum größten Teil versichert waren. Die Folgen gehen aber weit darüber hinaus.
Rauchwolken verursachen dauerhafte schwere Gesundheitsschäden und emittieren extrem viel CO₂. Und nicht alles, was verkohlt, lässt sich einfach wieder aufforsten: In Spanien wurden jahrhundertealte Kastanienwälder zerstört, die wohl nie wieder entstehen werden.
Für die Experten von Munich Re ist unbestreitbar, dass der Klimawandel eine entscheidende Rolle spielt und künftig noch größere Schäden drohen. „Der Klimawandel erhöht die Risiken, indem er die Menge brennbarer Stoffe vermehrt, sie austrocknet, die Winde verstärkt, die Blitzaktivität steigert und invasive brennbare Arten fördert“, erläutert auch die Allianz.
Schaut man auf Europa, fällt noch ein anderer Zusammenhang auf. In Spanien richten Waldbrände die größten Verwüstungen an, doch in keinem anderen Land der EU hat zwischen 1990 und 2020 laut Angaben der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO die Waldfläche so stark zugenommen wie auf der Iberischen Halbinsel: plus 33 Prozent. Nur Schweden und Finnland verfügen in der EU über größere Forstflächen.
Große unbewirtschaftete Waldflächen
Doch was wie eine Tugend wirkt, birgt ein hohes Risiko in sich. Ein großer Teil der Zunahme ist spontanes Wachstum dort, wo der Mensch sich zurückgezogen hat, wie aus den Tälern der Pyrenäen. „Oft werden Wälder dann zum Nationalpark erklärt und der wirtschaftlichen Nutzung entzogen“, stellt der spanische Experte Eugenio Nadal fest. Was schön klinge, führe dazu, dass es keine Reinigung des Unterholzes, keine Feuerschneisen und keine Zuwegung für die Feuerwehr gebe, kritisiert Nadal.
Auch die veränderte Vegetation spielt eine Rolle. In Teilen Portugals und Spaniens wurden viele Eukalyptus- und Pinienbäume gepflanzt. Die wachsen schnell, wirken aufgrund ihres hohen Öl- und Harzgehaltes bei einem Feuer aber wie Brandbeschleuniger.
Ein Blick in die EU-Statistik bestätigt die mangelnde Prävention. In Frankreich werden dreimal so viele Arbeitsstunden für die Waldbewirtschaftung aufgewendet, in Deutschland viermal so viele wie in Spanien oder Griechenland und mehr als doppelt so viele wie in Portugal. Deutschland gibt fünfmal so viel wie Spanien für den Brandschutz aus und 32-mal so viel wie Portugal.
Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und zunehmenden Waldbränden ist unbestreitbar. Aber das sollte die Anstrengungen zur Vorbeugung eher stärken – doch genau das geschieht nicht oder nicht genug in den besonders gefährdeten Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal. Die Regierungen müssen ihre Politik umstellen. Denn der Klimawandel wird uns keine Atempause gewähren.