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Kolumne – Asia TechonomicsNetflix-Megahit „Squid Game“: Der nächste Exportschlager aus Korea geht um die Welt

Einmal mehr fasziniert eine koreanische Produktion Menschen auf der ganzen Welt: Nach der Boyband BTS macht jetzt die moderne Gladiatorensaga Squid Game Schlagzeilen.Martin Kölling 20.10.2021 - 12:34 Uhr Artikel anhören

Der erfolgreichste Serienstart aller Zeiten.

Foto: AP

Tokio. Es ist blutrünstig und brutal – und extrem erfolgreich: Das koreanische TV-Drama „Squid Game“ des Streamingriesen Netflix zieht derzeit global die Massen in seinen Bann. Weniger als einen Monat nach dem Start haben bereits mehr als 111 Millionen Menschen weltweit zugesehen, wie koreanische Schuldsklaven in einer Art moderner Gladiatorenshow um einen hohen Preis kämpfen.

Damit ist die martialische Serie der erfolgreichste Serienstart aller Zeiten. Und auch monetär zahlt sich das für Netflix aus. Laut Bloomberg schätzt Netflix den Wert der Serie auf mehr als 900 Millionen Dollar und sagte nun unerwartet hohes Nutzerwachstum voraus.

Bei Produktionskosten von nur 2,4 Millionen Dollar für jede der bisher neun Episoden sorgt die Serie für einen Gewinn, der auch die Fantasien der Anleger beflügelt hat. Vom Serienstart am 17. September bis Anfang Oktober ist der Kurs der Netflix-Aktie um zwölf Prozent auf einen neuen Rekordwert von 639 Dollar gestiegen.

Ein Grund für den Erfolg ist die Story der Serie, die bereits US-Diplomaten zu einem Bericht an Washington veranlasste: In ihrer Not willigen hochverschuldete Koreaner – von jungen Frauen bis zu Greisen – ein, in einer hochdotierten Spieleshow zu kämpfen, um sich aus der Schuldenfalle zu befreien. Doch sie ahnen nicht, dass sie auf eine Insel entführt werden, um an tödlichen Nachahmungen von Kinderspielen teilzunehmen.

Die US-Diplomaten erklären den Erfolg des Überlebensdramas als Ausdruck der Frustration in der koreanischen Gesellschaft über die düsteren wirtschaftlichen Bedingungen. Die Verschuldung koreanischer Familien steigt immer weiter, die Jugend findet immer schwerer Jobs. Und ihre Verzweiflung ist ein Gefühl, das wohl weltweit immer mehr Menschen teilen.

Pionierrolle Südkoreas im mobilen Internet stützt Trends

Zugute kommt Netflix bei der Serie, dass Filme und Musik aus Korea in den vergangenen Jahren weltweit immer populärer geworden sind. 2020 zeichnete Hollywood „Parasite“ mit dem Oscar für den besten Film aus. Schon dieser Film griff die wachsende Wohlstandsschere auf.

Dann eroberte auch noch die Boyband BTS, eine Gruppe von sieben androgyn aussehenden Ex-Hip-Hoppern, mit ihren perfekten Choreografien den ersten Rang in der Billboard Global 200, der inoffiziellen Weltrangliste globaler Popmusik vom US-Magazin „Billboard. Allein diese Band hat nach einer Schätzung 4,9 Milliarden Dollar zu Südkoreas Wirtschaft beigetragen. Die Girlband Blackpink schaffte es immerhin auf den 13. Platz der Billboard-Charts.

Die südkoreanische Boyband BTS tritt während eines Konzerts im King Fahd International Stadium auf.

Foto: dpa

Die erfolgreichen Bands sind Teil eines Trends, der seine Anfänge in den japanischen Manga-Comics, Anime-Trickfilmen und Videospielen nahm. Die hier entwickelte Idol- und Popkultur färbte mit immer neuen gecasteten und durchgestylten Boy- und Girlbands sowie Cosplay-Verkleidungen über die Jahrzehnte auch auf Asien ab.

Mit der Vernetzung der Welt wurde diese Kultur zum globalen Phänomen. Mit dem Internet sei offenbar eine Androgynisierung der Kultur verbunden, erklärt der japanische Zukunftsforscher Morinosuke Kawaguchi. Die Identitäten verschwimmen immer mehr, wenn die Menschen in der virtuellen Welt ihre Rollen selbst wählen können.

Dass Südkorea in den vergangenen 20 Jahren zum Labor und Bannerträger dieser Kultur geworden ist, dürfte auch mit der Pionierrolle des Landes im mobilen Internet zusammenhängen. Smartphones sind schon lange Standard in Korea. Die ersten 5G-Netze starteten in Seoul und hoben Internet, Onlinekommerz und -unterhaltung auf ein breitbandigeres globales Topniveau.

Laut Bloomberg schätzt Netflix den Wert der Serie auf mehr als 900 Millionen Dollar und sagte nun unerwartet hohes Nutzerwachstum voraus.

Foto: imago images/NurPhoto

Gleichzeitig thematisierten Produktionen aus Japan und Korea schon früh die dunklen Seiten der Menschen. Im Jahr 2000 gab es in Japan bereits einen geistigen Vorläufer von Squid Game: Battle Royale. In dem Streifen ließ ein totalitärer Staat verschuldete Jugendliche gegeneinander antreten. Nun verwandelt sich Netflix mit koreanischer Hilfe zum globalen Amphitheater, das altrömisches Schaudern beim Blutrausch endgültig wieder gesellschaftsfähig macht.

Die großen Trends aus Südkorea schaffen es mittlerweile sogar, zu Chinas Jugend durchzudringen, trotz der allgegenwärtigen nationalistischen Propaganda, mit der kommunistische Sittenwächter die Gesinnung ihrer Jugend vor angeblicher ausländischer Verunreinigung schützen wollen: Obwohl es offiziell kein Netflix in China gibt, fiebern über VPNs oder heimische Apps und Dutzende Internetseiten viele Chinesen illegal mit. Südkoreas Regierung hat Peking bereits aufgefordert, das Raubkopieren zu unterbinden.

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Die bisherigen Eingriffe der kommunistischen Führung waren indes nicht in Koreas Sinne: In ihrer jüngsten Regulierungsflut versuchte die Regierung in Peking, „unmännliche“ männliche Stars zu verbannen.

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