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Prüfers KolumneMan darf alles haben – nur keine Rohrverstopfung

Der Beruf der Zukunft ist weniger eine Tätigkeit als eine semantische Hängematte aus Buzzwords. Man hat genug damit zu tun, zu erklären, was man tut – bevor man etwas tut.Tillmann Prüfer 12.07.2025 - 11:00 Uhr
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Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“. Foto: Handelsblatt

In einer nicht allzu fernen Zukunft wird man auf Stehpartys Menschen begegnen, die sich vorstellen mit: „Ich bin Gedächtnistherapeut.“ Und wenn man dann höflich interessiert nachfragt, zieht einen der Gedächtnistherapeut in ein langes Gespräch über neuronale, VR-basierte Nostalgiemodule – an das man sich noch lange erinnern wird.

Das Karrierenetzwerk Xing hat gemeinsam mit einem Trendbüro eine Liste von Berufen veröffentlicht, die in den kommenden Jahren relevant werden sollen. Ich habe in der „Welt am Sonntag“ davon gelesen. „Hitzeschutzplaner“ ist einer davon. Das sind Klimakrisengewinnler. Der „Mensch-Maschine-Coach“ berät Arbeiter, wie sie mit dem KI-Kollegen umgehen, der sie demnächst ersetzt. Es gibt auch den „Berater für digitale Freiheit“.

Man merkt schnell: Der Beruf der Zukunft ist weniger eine Tätigkeit als eine semantische Hängematte aus Buzzwords. Man hat schon genug damit zu tun, zu erklären, was man tut – bevor man überhaupt etwas tut. Der „Gedächtnistherapeut“ ist ein Neurologe mit Softwarelizenz. Der „Berater für digitale Freiheit“ ein Datenschutzexperte mit Rhetorikkurs.

Ein Beruf der Zukunft ist also kein Beruf im klassischen Sinn mehr. Kein Werkzeug, keine Materialien, kein Ort, an dem man schmutzig wird. Stattdessen soll man vermitteln – zwischen Robert und Roboter, zwischen Alt und Jung, zwischen analoger Welt und digitaler Simulation. Es geht ums Erklären, ums Verbinden, ums Abfedern. Wir müssen nichts mehr erschaffen – das erledigt längst die Künstliche Intelligenz. Der Mensch berät nur noch andere Menschen, wie man mit deren Ergebnissen zurechtkommt.

Allerdings funktioniert das nur so lange, wie die Zukunft keinen Stromausfall, keine Rohrverstopfung, keinen Motorschaden hat. Inmitten all der Potenzialentfalter, Meeresruh-Wächter und Implantate-Designer muss man wohl lange suchen, bis jemand kommt, der die Lampe über dem Küchentisch anschrauben kann. Den Roboter muss man nicht fragen – der muss seine Module schonen und außerdem gerade ein Update installieren.

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Und was macht man, wenn der Duschabfluss stinkt? Gibt es dann einen Ekel-Mindset-Coach? Ich jedenfalls kann nicht damit rechnen, dass jemand vorbeikommt und das Rohr austauscht. Zukunft bedeutet offenbar nicht mehr, dass wir keine Probleme mehr haben, sondern dass immer jemand da ist, der uns berät, wie man damit umgeht. Jedenfalls so lange, bis auch diese Person durch eine Maschine ersetzt wird – und dann ebenfalls einen Berater braucht. So ist für alle gesorgt.

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