Prüfers Kolumne: Was Arbeitsträume über unsere Psyche verraten

Wenn Menschen von ihrer Arbeit träumen, dann träumen sie schlecht. Mehrheitlich. Es geht dann darum, dass man etwas nicht schafft, zu viel zu tun bekommt. Dass Kollegen einen ablehnen, Kunden einen beschimpfen oder man von ihnen verfolgt wird. Kein besonders erholsamer Schlaf.
In der „Süddeutschen Zeitung“ las ich nun, dass vor allem Menschen häufig von der Arbeit träumen, die gar keine haben. Ein Forschungsteam vom Center for Organizational Dreaming hat über 6000 Traumberichte von der Plattform Reddit ausgewertet und herausgefunden, dass Arbeitslose häufiger von berufsbezogenen Träumen berichten als Erwerbstätige.
Die Inhalte dieser Träume sind zudem oft monoton, wenig detailreich – und erstaunlich arm an visuellen Eindrücken. Nicht einmal interessante Jobs also, von denen Arbeitslose träumen. Laut den Forscherinnen liegt das daran, dass Arbeitslosigkeit als belastend empfunden wird – und dieser Stress sich schließlich in die Träume einschreibt.
Es sind offenbar auch die schlimmeren Jobs, die sich besonders tief ins Schlafbewusstsein fräsen. Wer tagsüber eine einigermaßen unangenehme Arbeit hat, bekommt nachts noch eine Extraschicht obendrauf. Das wirft ein ganz anderes Licht auf das Wort Traumjob.
Andererseits – wie sollte es auch anders sein? Man macht einen Job ja, weil man damit Geld verdient. Und Geld bekommt man für Dinge, die nicht per se lustvoll sind. Wenn ein Beruf wirklich eine bereichernde, vergnügliche Angelegenheit wäre, dann müsste man wohl eher dafür bezahlen. Wie für andere Lust spendende Erlebnisse auch. Arbeit beginnt dort, wo der Spaß aufhört.
Aufgepasst, wenn es richtig Spaß macht
Wenn Arbeitgeber damit werben, dass es bei ihnen „richtig Spaß“ mache, ist das meist ein Hinweis darauf, dass sie auch nur sehr wenig dafür zahlen möchten. Wer also einen Job hat, der einen bis in die Träume verfolgt – der darf immerhin sicher sein: Es ist ein richtiger Job.
Und was sollte man schon Schönes von der Arbeit träumen? Dass es irren Spaß gemacht hat, Excel-Tabellen auszufüllen? Dass man voller Leidenschaft Power-Point-Folien vorbereitet hat? Oder im Buchungsprogramm alles richtig eingetragen hat? Dass man als Kellner ein Trinkgeld von fünfzig Euro bekommt? Oder dass die Chefin ein nettes Kompliment macht?
Man merkt schnell: Auch das Beste, was man sich von der Arbeit erträumen kann, ist irgendwie dröge. Jemand, der von der Arbeit schön träumt, ist womöglich ein armer Mensch.


Am ungerechtesten finde ich aber, dass ausgerechnet jene, die gar keine Arbeit haben, nachts von ihr träumen. Und vom imaginären Chef, der sie im Traum stresst. Dabei war das doch einer der ganz wenigen Vorteile am Arbeitslos sein: keine Chefs, die einem das Leben schwer machen. Nicht mal im Schlaf.







