Editorial: Es wird kritisch für die globale Wirtschaft

Sebastian Matthes ist Chefredakteur des Handelsblatts.
Düsseldorf. Die Weltwirtschaft befindet sich in einer heiklen Lage. Fast im Wochentakt senken die Konjunkturforscher ihre Prognosen – die deutsche Wirtschaft steht am Rande einer Rezession, und im Rest Europas und in den USA sieht es nicht viel besser aus. In China bricht die Industrieproduktion regelrecht zusammen.
Gleichzeitig verharrt die Inflation in vielen Ländern auf einem Niveau, das die Welt seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Diese Inflationsängste wiederum sorgen seit Wochen für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Derweil versuchen sich die Notenbanker in einem unmöglichen Balanceakt zwischen Inflationsbekämpfung und Rettung der Konjunktur.
Die Weltwirtschaft erlebt so etwas wie den „perfekten Sturm“ – so jedenfalls hat es der US-Ökonom Kenneth Rogoff diese Woche im Handelsblatt formuliert. Und die nächste Lieferketten-Disruption ist bereits absehbar: In den USA bringt die Inflation die Hafenarbeiter auf die Barrikaden, und es drohen heftige Streiks, die die Häfen in Los Angeles, Seattle, New York oder Savannah blockieren könnten. Die Folge wären drastische Verwerfungen im Seeverkehr, weiter steigende Preise – und leere Regale im europäischen Weihnachtsgeschäft.





