ETFs Viel gescholtene Allrounder

Zwitter-Fonds, die aktiv gemanagte Fonds nachbilden, können Anlegern durchaus etwas bieten
Frankfurt Immer wieder geraten die börsengehandelten ETFs in die Kritik – mitunter sorgen die Anbieter selbst dafür. Die Börsenindizes nachbildenden Fonds werden etwa gescholten als Unruhestifter an den Aktienmärkten, weil sie kurzfristiges, prozyklisches Agieren der Anleger fördern und damit Kursausschläge verstärken sollen. Auch komme es zu Preisverzerrungen an Nischenmärkten, wenn es Panik an den Börsen gibt wie im Februar und März, als sich das Coronavirus auf der ganzen Welt ausbreitete.
Dazu äußerte sich zuletzt der Chef des weltweit zweitgrößten Vermögensverwalters und ETF-Riesen Vanguard, Tim Buckley, in einem Interview mit der „FAS“. Der US-Amerikaner betonte, dass der allergrößte Teil der Indexfonds auch in den schwärzesten Krisentagen handelbar gewesen sei, wenngleich zu höheren Kosten. ETFs versähen die Liquidität am Markt mit einem Preisschild, sagte er.
Zugleich kehrte Buckley aber den Puristen heraus und monierte, dass ETFs zunehmend in weniger liquiden Marktnischen wie Bankanleihen angeboten würden, was nicht krisentauglich sei. Und der Vanguard-Chef wetterte gegen „immer mehr eigentlich aktive Fonds, die sich ETF nennen.“ Die Qualität solcher Fonds bezweifelt er und wirft ihnen vor, zu versuchten, vom Boom der Indexfonds zu profitieren.
Nun managt der Fonds-Riese den weitaus größte Teil seines Vermögens von insgesamt 5,7 Billionen US-Dollar in Indexfonds. Ein kleiner Teil des Vermögens wird allerdings aktiv, also von Fondsmanagerhand verwaltet.
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Und solche aktiven Strategien werden von Fondsanbieter zunehmend auch in ETF-Hüllen gepackt. Das macht den Wald an Fondsangeboten zwar nicht gerade übersichtlicher, aber solche Zwitter-Fonds können Anlegern durchaus etwas bieten, wenn die Anlagestrategie des Fondsmanagers spannend ist.
Denn diese Strategien sind kostengünstiger als klassische aktive Fonds: So zahlen Anleger für einen typischen aktiv gemanagten Anleihefonds durchaus 1,5 Prozent des Anlagekapitals Gebühren im Jahr. Solche Zwitter-ETFs kosten nur rund ein Drittel an laufenden Gebühren – was vor allem daran liegt, dass beim Kauf über die Börse teure Vertriebskosten gespart werden.
Wenn sich ein Anleger nun von einer bestimmten aktiven Anlagestrategie etwa bei Anleihen noch etwas Rendite erhofft, kann mit Zwitter-ETFs preiswerter darauf setzen als mit einem klassischen Fonds. Allerdings sollte er sich von der Anlagestrategie überzeugen.
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