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  4. Wie der Skandal um den Immobilienkonzern Adler zeigt, haben Shortseller trotz ihres schlechten Rufs eine wichtige Funktion.

KommentarDer Adler-Skandal zeigt: Leerverkäufe haben eine Warnfunktion

Der Ruf von Shortsellern ist schlecht, doch tatsächlich tragen sie zur Selbstreinigung der Märkte bei. Das beweist die Misere des Immobilienkonzerns Adler.Felix Holtermann 08.05.2022 - 13:49 Uhr Artikel anhören

Erst die Warnung des Shortsellers Fraser Perring alarmierte die Kleinanleger.

Foto: imago images/Bihlmayerfotografie

New York. Shortseller haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als dunkle Kräfte der Finanzwelt, die auf den Absturz von Aktien wetten und Unternehmen miesmachen. Viele Anleger glauben das. Etwa Elon Musk. „Du kannst keine Autos verkaufen, die du nicht besitzt. Aber du kannst Aktien verkaufen, die du nicht besitzt! Das ist Bullshit“, twitterte der Tesla-Gründer.

Wie sehr Musk irrt, zeigt das Beispiel Adler. Unter Immobilienexperten hatte das Unternehmen schon lange einen schlechten Ruf. Doch bei Kleinanlegern drang erst die Warnung von Shortseller Fraser Perring im Oktober 2021 vor den Machenschaften des Konzerns durch.

Adler wies alle Vorwürfe zurück. Ein halbes Jahr später stellt sich heraus: Der Jahresprüfer KPMG verweigerte das Bilanztestat, weil Adler wichtige Zusammenhänge verheimlicht hatte.

Ja, Shortseller besitzen die Aktien nicht, mit denen sie spekulieren. Nur: Das trifft auch auf andere Investoren zu, die mit Derivaten handeln. Auch viele Fonds bilden Aktienkurse nur noch synthetisch nach, ohne die Aktien zu besitzen.

Ja, Shortseller kommunizieren einseitig. Sie beschränken sich auf die Risiken eines Geschäftsmodells. Allein: Unternehmen agieren nicht anders – nur andersherum, wie jeder PR-Berater bestätigt. Natürlich informieren auch sie höchst selektiv, stellen die positivsten Zahlen heraus. Shortseller-Erkenntnisse, oft das Ergebnis von monatelanger Recherche, sind da als Korrektiv unverzichtbar.

Und, ja, Shortseller können danebenliegen. Im Fall des Leasingunternehmens Grenke und des Elektrotruck-Herstellers Nikola sind sie übers Ziel hinausgeschossen. Doch selbst in diesen Fällen hat ihre Kritik zu selbstreinigenden Prozessen geführt. Tatsächlich gibt es bis heute keinen Fall einer kerngesunden, sauberen Firma, die durch böse Shortseller in die Insolvenz geschickt worden wäre.

Wem sollen mündige Investoren also vertrauen: der Unternehmens-PR oder den Shortsellern? Die Antwort ist trivial: niemandem blind. Anleger sollten sich vielmehr umfassend informieren, bevor sie sich ein Urteil bilden.

Mehr: Der Fall Adler: Die Angst vor einem zweiten Wirecard

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