Kommentar Der beste Schutz für die deutschen Banken sind Gewinne – die fehlen aber

Noch halten sich die Schäden für Deutschlands Großbanken durch die Coronakrise in Grenzen, aber das könnte sich im zweiten Halbjahr ändern.
Es ist das Mantra der deutschen Banken in diesen Tagen: „In der Coronakrise sind wir Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.“ Das stimmt, aber es stimmt auch wieder nicht. Klar ist: Anders als in der Finanzkrise sind die Banken dieses Mal nicht die Täter, sondern allenfalls die Opfer.
Klar ist auch, dass die Banken bei der Eindämmung der wirtschaftlichen Folgeschäden der Pandemie eine Schlüsselrolle spielen. Insofern sind sie tatsächlich Teil der Lösung und nicht Teil des Problems. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Geldhäuser nicht ganz erhebliche Probleme bekommen werden. Auf die Coronakrise muss keine Bankenkrise folgen, aber die Gefahr ist auch noch nicht gebannt.
Das erste Quartal hat die Deutsche Bank mit Anstand, die Commerzbank mit einem blauen Auge überstanden. Aber der echte Härtetest steht erst bevor. Im zweiten Halbjahr wird sich zeigen, wie brutal die Rezession wirklich ausfällt, wie viele Unternehmen in die Pleite rutschen und wie viele Kredite in den Bankbilanzen faul werden.
Eine seriöse Prognose kann dazu im Moment wohl niemand abgeben, allerdings beschleicht viele langsam, aber sicher der Verdacht, dass die Wirtschaftskrise länger als erwartet anhalten und der Aufschwung verhaltener als erhofft ausfallen wird.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Wie groß die Unsicherheit in den Bankentürmen ist, zeigen die Zahlen für die ersten drei Monate. Die Deutsche Bank hat ihre Risikovorsorge auf 500 Millionen Euro aufgestockt, deutlich mehr als noch Ende 2019, gleichzeitig aber viel weniger als die italienische Großbank Unicredit oder die spanische Santander, bei der sich die Vorsorge nun auf 3,9 Milliarden Euro summiert.
Ohne Gewinne können die Banken keine Chancen ergreifen
In ihrem Ausblick für den Rest des Jahres geht die Deutsche Bank von einem Einbruch der Wirtschaft in der Euro-Zone von 6,9 Prozent aus – die Europäische Zentralbank hält mittlerweile allerdings auch ein Minus von zwölf Prozent für möglich. Die breite Kluft zwischen den Prognosen zeigt, wie groß die Gefahr weiterer Rückschläge für die Banken ist.
Dank der Vorsorgemaßnahmen nach der großen Finanzkrise gehen die deutschen Großbanken mit robusten Eigenkapitalpolstern in die Coronakrise. Der beste Schutz gegen die befürchtete Welle fauler Kredite wären allerdings solide Gewinne. Doch diese Gewinne existieren nicht, weder bei der Commerzbank noch bei der Deutschen Bank.
Das macht die Institute nicht nur zu Risikopatienten, sollte die Coronakrise wirklich länger und tiefer ausfallen als befürchtet. Es behindert beide Banken auch, wenn es darum geht, die Chancen zu ergreifen, die diese außergewöhnlichen Zeiten durchaus bieten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.