Kommentar – Der Chefökonom: War’s das mit der Energiewende?

Nur unter heftigen Willensbildungsschmerzen konnte sich die Ampelregierung dazu durchringen, alle drei noch laufenden Atommeiler immerhin 105 Tage länger als bislang geplant in Betrieb zu halten.
Es wirkt wie aus einer anderen Zeit, doch tatsächlich ist es gerade einmal 13 Monate her, dass die Mehrheit der Bundesbürger Parteien wählte, die sich in einer Koalition dem Klimaschutz als Leitmaxime verschrieben hatten. In dem 144-seitigen „Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ findet sich das Wort „Klima“ allein oder in Wortverbindungen wie „Klimakrise“ oder „Klimaschutz“ nicht weniger als 198 Mal. Bei der Unterzeichnung dieses Koalitionsvertrags am 7. Dezember 2021 musste man den Eindruck gewinnen, als seien SPD, Grüne und FDP gewillt und in der Lage, das Weltklima im Alleingang zu retten.
Realistisch betrachtet war und ist dies unmöglich. Die deutsche Volkswirtschaft steht laut EU-Kommission für gerade einmal zwei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Selbst wenn Deutschland die eigenen Emissionen auf null bringen könnte, würde damit dem Weltklima kaum geholfen – und schon gar nicht kurzfristig. Umso verwunderlicher wirkte es, dass selbst bei den zurückliegenden Landtags- oder gar Kommunalwahlen der Klimaschutz lange Zeit im Vordergrund stand.





