Kommentar: Der Fall Viessmann zeigt: Die Politik überfordert den Mittelstand

Wärmepumpe an einem Einfamilienhaus.
Foto: IMAGO/Robert PoortenSelten hat der Verkauf eines deutschen Unternehmens an einen ausländischen Konzern so sehr die Gemüter erregt wie jetzt der Fall Viessmann. Die Aufregung ist verständlich: Ein 1917 gegründetes Traditionsunternehmen in Familienhand gibt sein Kerngeschäft ab – und damit 85 Prozent des Umsatzes. Noch dazu in einem Wachstumsmarkt, dem Bau von Wärmepumpen.
Das ist bemerkenswert – und besorgniserregend. Schließlich braucht Deutschland für die Energiewende doch gerade Wärmepumpen. Und jetzt geht der deutsche Marktführer an die amerikanische Firma Carrier Global? Entsprechend schockiert reagierten viele Politikerinnen und Politiker.
Das ist bis zu einem gewissen Grad scheinheilig, denn letztlich trägt die Politik eine gehörige Mitschuld. Die Rahmenbedingungen, die Berlin – speziell bei Klimaschutz und Energiewende – setzt, brechen ganze Märkte auf, wirbeln Marktverhältnisse durcheinander und überfordern viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand. Das haben im vergangenen Jahrzehnt schon die Stromproduzenten zu spüren bekommen, und das spürt aktuell die Heizungsbranche.
Auf den ersten Blick stehen die deutschen Heizungsbauer vor glänzenden Zeiten: Um endlich auch den Wärmesektor klimafreundlich zu machen, müssen viele alte Heizungen ausgetauscht und durch neue ersetzt werden. Das unterstützt die Bundesregierung mit einer üppigen Förderung. Der Absatz von Wärmepumpen wird rasant nach oben schnellen.