Kommentar: Der Mallorca-Urlaub sollte verboten werden
Die Bundesregierung hat den Risikogebiet-Status für viele Ferienregionen aufgehoben.
Foto: REUTERSSich mit ein paar Freunden zum Brunchen zu treffen ist in Deutschland verboten. Sich mit Hunderten Fremden in Mallorca am Frühstücksbuffet zu drängeln ist jetzt wieder erlaubt.
Denn Mallorca und einige andere Urlaubsorte sind keine Risikogebiet mehr, hat die Bundesregierung am Freitag entschieden. Prompt buchten Tausende Flüge und Hotels. Germanwings und Tui stockten ihre Verbindungen kräftig auf – Flugzeuge stehen ja genug herum.
Und so werden sich in den Osterferien Menschen in Hotels, Kneipen und Restaurants aufhalten, obwohl das in Deutschland verboten ist. Hinzu kommt das Getümmel im Flughafen und die Enge im Flugzeug. In diesen Situationen werden Menschen das Coronavirus weitergeben. Das ist auch mit Tests nicht zu verhindern.
Wieder einmal haben Bund und Länder eine Situation herbeigeführt, die man niemandem mehr erklären kann. Erst jetzt, wo es wahrscheinlich zu spät ist, wird deutlich: Das Konzept der Risikogebiete ist längst überholt. Im Sommer 2020 hatte es einen Sinn, als es in Deutschland kaum Fälle gab und Urlaube an manchen Orten problemlos erschienen.
Aber nun ist die Situation in Deutschland eine andere. Die Ansteckungsgefahr wird in den Osterferien nicht von den Spaniern ausgehen, sondern von den Urlaubern selbst. Darum ist es kaum relevant, ob die Inzidenz am Urlaubsort über oder unter der Schwelle von 50 liegt.
Appelle nutzen nichts
Den Spaniern ist kaum ein Vorwurf zu machen. In vielen Regionen ist der Zusammenbruch des Tourismus katastrophal für die Bevölkerung. Allerdings gibt es auch im Land selbst Ärger: Die Spanier nämlich dürfen ihre Region zum Urlaubmachen nicht verlassen und fühlen sich entsprechend benachteiligt.
Und auch die deutschen Touristen kann man verstehen. Nach den vielen Einschränkungen der vergangenen Monate wirkt die Aussicht auf einen entspannten Urlaub am Strand wie eine Verheißung.
Die Bundesregierung appelliert weiterhin, touristische Reisen zu unterlassen. Aber was soll das helfen? Die Gefahr, die von jedem Einzelnen ausgeht, ist vergleichsweise gering. Entscheidend ist die Masse. Und wer sieht, dass Tausende Landsleute den Ferienflieger besteigen, soll zu Hause bleiben, um die Pandemie damit eventuell ein klein wenig zu bremsen? Das ist realitätsfern.
Es hilft alles nichts: Wenn ein Verhalten als gefährlich eingestuft wird – und das gilt für Hotelurlaube ja –, dann muss es auch verboten oder mit einer Quarantänepflicht belegt werden. Sonst ist der Engagierte gleichzeitig der Dumme. Wie schon so oft.
Wenn die Regierung Urlaube ermöglichen will, gäbe es außerdem viel bessere Möglichkeiten dazu: Ferienwohnungen und Campingplätze mit Selbstversorgung wären mit deutlich weniger Risiko verbunden als Hotelurlaube. Gleiches gilt für Außengastronomie und private Treffen unter freiem Himmel. Die Augen vor dem zu verschließen, was Deutsche im Ausland tun, ist zumindest eine sehr schlechte Idee.