Kommentar: Der Ölpreisdeckel kann etwas, das andere Russland-Sanktionen nicht können

Der Westen will mit dem Ölpreisdeckel den Preis für russisches Öl weltweit drücken.
Wie sich der Preisdeckel auf russisches Öl genau auswirken wird, wollen selbst Experten derzeit nicht vorhersagen. Ein solches Instrument wurde bislang nicht erprobt. Wie wirksam es ist, hängt von vielen Faktoren ab.
Aber zumindest gibt es die Chance, dass damit die Einnahmen des Kriegsherrn Wladimir Putin deutlich gesenkt werden. Denn Russlands wichtigste Einnahmequelle ist der Verkauf von Öl. Mehr noch als Gas trug es dazu bei, dass sich das Land eine absurd große Armee aufbauen konnte.
Diesen Geldhahn zuzudrehen, ist nicht einfach. Zunächst einmal mussten die EU-Staaten neue Lieferanten finden. Das war einfacher als beim Gas, aber auch nicht billig. Insbesondere das per Pipeline gelieferte Öl zu ersetzen, ist schwierig. Deshalb gibt es bis heute Ausnahmen für Pipelineöl im Embargo der Europäischen Union und deshalb tritt es erst an diesem Montag in Kraft.
Hinzu kommt der Umstand, das Öl weltweit verschifft wird und Russland darum leicht andere Abnehmer finden kann. Im schlechtesten Fall führt das dazu, dass Europa zwar deutlich mehr Geld an neue Öllieferanten zahlen muss, Russland aber mit nur wenig Mehraufwand neue Kunden findet. Das Embargo würde damit den Europäern mehr schaden als Russland.
Ölpreisdeckel: Kein Geschäft über 60 US-Dollar
Darum nun also der Preisdeckel: Der Westen will seinen Einfluss auf den Ölmarkt nutzen, um den Wert von russischem Öl zu drücken. Dieser Einfluss kommt daher, dass viele Öltanker unter europäischen Flaggen fahren und viele Versicherungen aus der Branche in Großbritannien ansässig sind. Der Ölpreisdeckel sieht vor, dass diese Unternehmen weiter mit Russland Geschäfte machen dürfen, allerdings darf bei diesen Geschäften kein Preis oberhalb von 60 US-Dollar für das Öl bezahlt werden.
Wahrscheinlich lässt sich diese Maßnahme noch immer umgehen: Schiffe können umgeflaggt werden, asiatische Versicherungen können in den Markt einsteigen.
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Damit der Preisdeckel einen Effekt hat, muss er aber auch nicht für alle Zeiten wirken. Beobachter befürchteten, dass das Ölembargo den Marktpreis in die Höhe treibt und Russland damit Einnahmen sichert. Das soll vermieden werden.
Wenn das gelingt, können Embargo und Preisdeckel zusammen die russischen Staatseinnahmen senken.


Andere Sanktionen haben das bisher nur indirekt getan. Die Exportverbote zielten bisher auf die Wirtschaft, was vor allem langfristige Effekte hat. Der Schlag gegen den Ölverkauf könnte deutlich schneller wirken.
Erstpublikation: 03.12.2022, 11:06 Uhr.





