Kommentar: Die Anti-Seidenstraße endet in Chinas Mittelmeerhafen


Die Anti-Seidenstraßen-Initiative endet ausgerechnet hier.
Glaubt man den PR-Profis der beteiligten Regierungszentralen, hat auf dem G20-Gipfel in Indien etwas ganz Großes begonnen: ein neues Kapitel der Wirtschaftsgeschichte, das geoökonomische Erwachen des Westens. Die USA, die EU, Saudi-Arabien und Indien wollen einen Korridor zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa aufbauen und damit Chinas Seidenstraße-Initiative entgegenwirken.
Ein „historisches Projekt“, schwärmte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. In Peking dürfte die Ankündigung allerdings eher Belustigung als Besorgnis hervorrufen. Die westlichen Strategen scheinen vor lauter Begeisterung vergessen zu haben, einen Blick auf die Landkarte zu werfen. Dort hätten sie erkennen können, dass ihre Anti-Seidenstraßen-Initiative ausgerechnet in Piräus endet, einem griechischen Hafen im chinesischen Besitz.
Logistisch ist die neue Trasse ein großes Hin und Her – ein Beschäftigungsprogramm für Dockarbeiter und Spediteure. Erst werden die Container von Indien nach Dubai verschifft, sodann per Zug quer durch die arabische Wüste nach Haifa in Israel rattern.
Zu Wasser geht es weiter nach Piräus und schließlich auf Schienen und Straßen zu den Märkten Westeuropas. Ob sich ein solcher Verladebetrieb überhaupt rechnet, ist offen, Machbarkeitsstudien sind noch nicht erstellt.





