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Kommentar Die deutschen Großbanken leiden unter chronischen Schwächen

Die Wirtschaftsmacht Deutschland hätte bessere Großbanken verdient. Dass das nicht funktioniert, liegt an hausgemachten Fehlern - aber nicht nur.
12.01.2021 - 10:33 Uhr Kommentieren
Die Deutsche Bank geht im Vergleich zur Commerzbank mit einem deutlichen Startvorteil ins neue Jahr. Quelle: dpa
Die Frankfurter Bankenskyline

Die Deutsche Bank geht im Vergleich zur Commerzbank mit einem deutlichen Startvorteil ins neue Jahr.

(Foto: dpa)

Die traditionelle Silvesterruhe in der Frankfurter Finanzszene endete am vergangenen Freitag ziemlich abrupt - und leider mit eher deprimierenden Nachrichten. Die Deutsche Bank musste in den USA eine Strafe von über 100 Millionen Euro akzeptieren, um Korruptions- und Marktmanipulationsvorwürfe aus der Welt zu schaffen. Ein paar Stunden vorher hatte der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof weitere Belastungen im Kreditgeschäft und Milliardenabschreibungen auf Firmenwerte angekündigt. Die Bank dürfte im vergangenen Jahr deshalb tief in die roten Zahlen gerutscht sein.

Die beiden Meldungen zeigen, dass Deutschlands private Großbanken vor einem schwierigen Jahr stehen - wieder einmal. Für die mittlerweile seit der Finanzkrise anhaltende chronische Schwäche sind jede Menge hausgemachte Fehler verantwortlich. Aber das alleine reicht nicht, um zu erklären, warum die beiden Geldhäuser abwechselnd in den Krisenmodus fallen. Commerzbank und Deutsche Bank müssen auf einem der strukturell schwierigsten Bankenmärkte der Welt zurecht kommen, und so lange sich an dieser Struktur nichts ändert, leben die privaten Großbanken mit einem schweren Handicap.

Die deutlich bessere Startposition für 2021 hat sich die Deutsche Bank gesichert. Ausgerechnet in der Coronakrise gelangen dem größten heimischen Geldhaus echte Fortschritte bei der Sanierung. Vor zwölf Monaten hätten wohl die wenigsten darauf gewettet, dass Vorstandschef Christian Sewing sein Versprechen erfüllen kann, beim operativen Ergebnis eine schwarze Null zu erreichen. Dass dieses Ziel jetzt in Reichweite liegt, ist vor allem der Sonderkonjunktur im Investmentbanking geschuldet, die der Bank den so lange vermissten Rückenwind verschafft.

Aber trotz aller Erfolgsmeldungen der vergangenen Monate - die Strafe in den USA ist eine Erinnerung, dass die Bank längst noch nicht alle ihre Probleme gelöst hat. Das nächste lässt sich bereits absehen. Als Hausbank des Trump-Clans wurde die Bank schon im vergangenen Jahr am Nasenring durch die politische Arena gezerrt. Jetzt haben sich die Demokraten die Mehrheit im Kongress gesichert, und Trump steht unter dem Verdacht, einen gescheiterten Staatsstreich angezettelt zu haben. Das riecht nach neuem Ärger für die Bank, vielleicht nicht in den nächsten Wochen, aber ganz sicher in den nächsten Monaten.

Was kommt nach den Sparrunden?

Es sind allerdings nicht nur die Altlasten, die Sewing zu schaffen machen. Das hartnäckige Zinstief und die Corona-Pandemie entwickeln sich für die Privatkunden- und Unternehmenskundenbank zur Dauerbelastung. Besonders enttäuschend ist das für die Unternehmensbank, die den stabilen Kern der neuen Deutschen Bank bilden soll. Dass Selbst- und Fremdwahrnehmung noch immer auseinanderklaffen zeigt ein Blick auf die Analystenschätzungen: Sewing hat bis Ende 2022 eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent versprochen. Die Experten halten im Schnitt nur vier Prozent für realistisch.

Bei der Commerzbank dürfte es wohl selbst den größten Optimisten schwer fallen, Aussichten auf ein gutes neues Jahr zu entdecken. Verschleppte Reformen und eine ausgewachsene Führungskrise haben die Bank in eine schwierige Lage gebracht. Klar ist, dass der neue Chef noch härter sparen muss. Aber was kommt nach der nächsten Sparrunde? Wahrscheinlich erst einmal die Schäden der Coronakrise. Die Ende vergangener Woche angekündigte Aufstockung der Risikovorsorge sind ein Indiz dafür, wie hart die befürchtete Pleitewelle die Commerzbank treffen könnte. Knof und der neue Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter stehen vor einer wahren Sisyphos-Aufgabe. Stand jetzt, fällt es schwer, sich eine eigenständige Zukunftsperspektive für die Commerzbank vorzustellen.

Für diesen traurigen Befund sind selbstverschuldete Fehler verantwortlich, aber auch die Dreisäulenstruktur des deutschen Bankensystems. Schließlich werden rund 30 Prozent des Marktes von Sparkassen und Landesbanken kontrolliert. Funktioniert ein Bankensystem in einer sozialen Marktwirtschaft auch ohne einen derart hohen Staatsanteil? Ja, das zeigen die Privatisierungsinitiativen in Frankreich, Spanien und Italien. Wird sich an der Struktur in Deutschland deshalb etwas ändern? Nein, zumindest nicht auf absehbare Zeit. Das hängt mit der engen Verzahnung zwischen Politik und Sparkassen zusammen. Die großen deutschen Parteien stimmen darin überein, dass die Sparkassen der deutschen Wirtschaft guttun, und die prägenden Erfahrungen der Finanzkrise vor zwölf Jahren haben diesen Glauben eher bestärkt als erschüttert.

Die politisch Verantwortlichen müssen sich allerdings bewusst sein, dass die privaten Großbanken Dank dieses Handycaps mit einem klaren Nachteil in die anstehende Konsolidierung des europäischen Bankenmarkts gehen. Und das ist eine ausgesprochen schlechte Nachricht für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland.

Mehr: Europas Banken stehen vor einer Konsolidierungswelle – allerdings nicht sofort

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