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Kommentar Die Lehrer müssen einsehen, dass in der Krise ein Extrabeitrag notwendig ist

Die Schulen sind wichtiger als fast alles andere, denn dort geht es um die Chancen unserer Kinder. Deshalb müssen sie so lange wie möglich offen bleiben.
15.11.2020 - 16:56 Uhr 10 Kommentare
Die Lehrerverbände wollen wieder mehr Hybridunterricht – also abwechselnd Distanz- und Präsenzunterricht. Quelle: Mohr Karikatur
Schule in Corona-Zeiten

Die Lehrerverbände wollen wieder mehr Hybridunterricht – also abwechselnd Distanz- und Präsenzunterricht.

(Foto: Mohr Karikatur)

Noch vor wenigen Wochen war sich die Republik einig: Schulen müssen so lange wie möglich offen bleiben. Auch deshalb haben Bund und Länder entschieden, Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen flächendeckend zu schließen. Nicht weil das Virus dort überall so viel stärker wütet, sondern um die Gesamtzahl der Kontakte zu begrenzen und so das Virus zurückzudrängen. Die Logik lautet: Wir gehen nicht ins Kino oder ins Restaurant, damit unsere Kinder in die Schule können. 

Nun fordern die Lehrerverbände, die Kultusminister müssten bei höheren Infektionsraten wieder schneller auf Distanzunterricht umsteigen. Es sind zum Teil dieselben, die uns im Frühjahr erklärt haben, dass Schüler im Online-Unterricht nur einen Bruchteil des Stoffes lernen und das auch nie wieder aufholen. Und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will die Weihnachtsferien verlängern. Das ist hochgradig ärgerlich.

Basis der Argumentation der Verbände sind 300.000 Schüler und 30.000 Lehrer, die derzeit angeblich in Corona-Quarantäne sind – doch diese Zahlen sind nur eine Schätzung. Zudem geht es um Quarantäne, also um Vorsichtsmaßnahmen. Angesichts von insgesamt elf Millionen Schülern, 800.000 Lehrern und 40.000 Schulen besteht also vorerst kein Grund zur Panik.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass hinter den Funktionären nicht nur um ihre Gesundheit besorgte Lehrer stehen, sondern auch solche, denen der ganze Aufwand mit den Masken und der Lüfterei in den Klassenzimmern schlicht zu viel ist.

So geht das nicht. Schule ist wichtiger als fast alles andere, denn es geht um Chancen unserer Kinder – und die Zukunft unserer Wissensgesellschaft. Bildungsökonomen haben eindrücklich vorgerechnet, dass Unterrichtsausfall Lücken reißt, die noch Jahrzehnte später messbar sind. Dazu kommt die Belastung der entnervten Eltern, denen man nicht zumuten kann, weitere Monate ihre Kinder auch nur jede zweite Woche zu Hause zu betreuen, weil der Staat versagt.

Teil der Kinder wird durch Hybridunterricht immer wieder abgehängt

Die Verbände wollen wieder mehr Hybridunterricht – also abwechselnd Distanz- und Präsenzunterricht. Doch auch das bedeutet, dass ein Teil der Kinder immer wieder abgehängt wird, weil sie zu Hause nicht unterstützt werden oder noch keine Leihgeräte haben.

Und selbst dort, wo die Schüler digital gut ausgestattet sind, fehlt es vielfach nach wie vor an der Infrastruktur – und an digital versierten Lehrern. Auch in der neuesten Bitkom-Umfrage geben die Eltern dem Homeschooling die Note mangelhaft. Und es ist illusorisch zu erwarten, dass sich das binnen Monaten grundlegend ändert. 

Schulen sind systemrelevant – die Lehrer müssen einsehen, dass sie in dieser Notlage besonders gefordert sind und einen Extrabeitrag bringen müssen – ähnlich wie die Pflegekräfte. Letztere haben dieses Jahr teilweise bis zur Erschöpfung gearbeitet und Urlaub vertagt.

Wie wäre es,  wenn Lehrer helfen würden, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, indem sie für eine gewissen Zeit mehr arbeiten? So könnte man Klassen teilen und je zur Hälfte vormittags und nachmittags unterrichten.

Potenzial gibt es reichlich: Insgesamt arbeitet in Deutschland gut jeder Vierte Teilzeit. Bei den Lehrkräften sind es satte 40 Prozent – in den Grundschulen sogar 47 Prozent. In Baden-Württemberg gibt es zum Leidwesen der gegen den Lehrermangel kämpfenden Kultusministerin sogar mehr Teilzeit- als Vollzeitkräfte. Würde nur ein kleiner Teil unserer ausgesprochen gut bezahlten Lehrer sich dazu bereitfinden, bis zum Ende der Pandemie ihr Deputat aufzustocken – der Dank und Respekt der Republik wären ihnen gewiss.

Schulen müssen weiter offen bleiben

Unabhängig davon muss das Virus in den Schulen natürlich weit besser bekämpft werden. Es darf nicht in Räumen unterrichtet werden, wo man die Fenster nicht öffnen kann und keine Luftreiniger vorhanden sind. Maskenpflicht ist überall angezeigt, natürlich auch in der Grundschule. Es hat sich gezeigt, dass das problemlos geht. Lehrer müssen vorrangig getestet – und sobald ein Impfstoff verfügbar ist, auch geimpft werden.  

Bisher gelten Schulen den Virologen noch immer nicht als Treiber der Pandemie. Weitere Studien sind aber überfällig. Die Kultusminister sind in der Pflicht, die Infiziertenzahlen in den Schulen – wie schon vor Wochen zugesagt – nicht nur zu erheben, sondern auch bundesweit zu sammeln und zu veröffentlichen.

Alle Beteiligten müssen wissen, woran wir sind. Sollte die Zahl der Infizierten besorgniserregende Dimensionen erreichen, muss in den betroffenen Regionen auch über Hybridunterricht oder teilweise Schulschließungen geredet werden. Aber erst dann.

Generell muss weiter gelten: Auch wenn wir die Pandemie nur eindämmen können, indem wir die Kontakte noch weiter reduzieren, müssen die Schulen so lange wie möglich offen bleiben. Damit das möglich ist, sollten wir dann im Zweifel – wie im Frühjahr – aufs Einkaufen verzichten. Die Adventszeit wäre vermutlich beschaulicher.

Mehr: Politik lehnt Schulschließungen noch ab

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10 Kommentare zu "Kommentar: Die Lehrer müssen einsehen, dass in der Krise ein Extrabeitrag notwendig ist"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ob die Überschrift treffend ist oder nicht, das kann man diskutieren. Klar ist, dass sich die Situation aus dem Frühjahr nicht wiederholen darf, auch nicht jede zweite Woche. Die Autorin verweist zurecht darauf, dass die scheinbar hohen Zahlen an Schulen eine Fehlinterpretation sind. Denn es sind Quarantänezahlen. Beim Blick auf die Zahlen in unserer Stadt zeigt sich, dass es kaum Schulen sind, an denen mehr als 1 oder zwei Kinder an Corona erkrankt sind, von "Ausbrüchen" kann nicht die Rede sein. Angesichts von 11 Mio. Schülerinnen und Schülern müssten eigentlich viel mehr erkrankt sein. Luftfilter wären natürlich prima, ansonsten weiter so mit Lüften, Masken bei den älteren und evtl. auch bei jüngeren Kindern, kein Singen, usw.. Wer behauptet, in den Schulen würde nichts unternommen, tut den Schulen Unrecht und hat sich nicht informiert über die Vielzahl an Maßnahmen, die ergriffen werden. Bei uns z.B. ein nach Jahrgängen gestaffelter Unterrichtsbeginn, kein klassenübergreifender Unterricht, Sport nur als Bewegung im nahen Park, etc. Natürlich fallen viele schöne Dinge weg, auf die die Kinder verzichten müssen. St- Martin, gemeinsames Singen, ein Adventsgottesdienst, Tag der offenen Tür, usw. Wer dann noch die Kinder nach Hause schickt, tut ihnen Unrecht und bringt zudem die Eltern (insbesondere die Mütter) wieder an die Grenzen der Belastbarkeit bzw. darüber hinaus. Die Politik hat (im Herbst, nicht im Frühjahr) richtig entschieden: die Schulen und Kitas (in denen noch weniger passiert) bleiben auf, wenn auch mit den vielen o.g. Einschränkungen.

  • das alles geht ein wenig an der Realität vorbei. Die Schulen haben zum Teil sehr gute Konzepte ("Solinger Modell" in NRW), dürfen sie aber aus Staatsräson nicht umsetzen. Und wer Lust hat morgens in einen Schulbus zu steigen, der kann sich danach alle Abstandsregeln schenken.

  • Und schon wieder Lehrer Bashing, das ist ja so einfach... Wer befasst sich den endlich mal mit den wirklich Verantwortlichen für die fehlende Digitalisierung im Schulbereich? Wo sind den die funktionierenden Lerndatenbanken, durch die ein digitaler Unterricht erst ermöglicht wird? Der Autor hat sicherlich den dienstlich zur Verfügung gestellten Rechner seinen Kommentar geschrieben. Lehrer müssen die Rechner selber beschaffen. In den Schulen gibt es noch nicht einmal funktionierendes WLAN. Händewaschen geht übrigens nur, wenn ausreichend funktionierende Waschbecken vorhanden sind. Aber über den Investitionsstau der maroden Schulinfrastruktur wird nur ein Nebensatz verloren. Oder sind dafür auch die Lehrer verantwortlich? Die sollen dann den Extrabeitrag leisten, den die Eltern nicht bereit sind selber zu leisten? Wenn uns die Zukunft der Kinder so viel wert ist, warum schieben wir dann die Verantwortlichkeit wieder anderen zu, anstatt sie bei uns selber zu suchen....

  • Der Kommentar ist nicht ausgewogen. Die Schulen in meinem Umkreis und die Lehrer leisten schon jetzt gute Arbeit. Dazu gehört auch nicht unerhebliche Mehrarbeit. Ein Vergleich mit anderen Berufsgruppen brauchen die Lehrer nicht zu scheuen. Sie haben wie viele andere auch Respekt und Anerkennung verdient.
    Gehen Sie doch bitte in die Schulen und sehen sie sich dort um. Vieles was in Betrieben und anderen Behörden selbstverständlich ist gibt es dort nicht (Schutzmasken müssen privat gekauft werden, Desinfektionsmittel sind rar, Schutzwände aus Plexiglas gibt es nicht usw.). Das vielzitierte Homeschooling funktioniert auch nur, weil die Lehrer ihre eigenen (privaten) Computer, Handy und Telefone nutzen.
    Deswegen meine dringende Bitte, üben Sie gern Kritik an Forderungen von Verbänden (egal welche Berufsgruppe) und dem Verhalten von berufständigen Vereinigungen. Bevor Sie aber einzelnen Personen oder Personengruppen bestimme Eigenschaften zusprechen sollten Sie sich in der Sache schlau machen. Ansonsten ist die Grenze zur Polemik und zum schüren gern gelebter Ressentiments schnell überschritten. Damit nutzt man niemanden.

  • Herr Pella: möchte Ihnen da größtenteils beipflichten! Wobei sicherlich viele Lehrer(innen) sehr engagiert ihren Aufgaben nachkommen. Vielleicht sind es überwiegend die Interessenvertreter und Gewerkschaften, die direkt Schreikrämpfe bekommen, wenn derartige "Opfer" gefordert werden.

  • Man könnte der Meinung sein, dass eine Kritik zum Verhalten vieler Lehrer
    einer "MAJESTÄTSBELEIDIGUNG" gleich zu setzen ist.
    Hat Ähnlichkeiten wie die Kritik an vielen unseren oberen Richtern.

    Noch eins, haben sie schon einmal gehört das Beamte freiwillig mehr arbeiten???
    Die Polizei und deren Organe sind eindeutig ausgenommen.

    Hoffentlich erschlägt kein fallender Stein eines maroden Schulgebäudes einen Lehrer bzw, eine Lehrerin.

    Es ist lästig, bei selbstverständlichen Dingen noch Beweise zu liefern. Zitat von:
    Dante Alighieri

  • Ein tendenziöser Artikel, abgehoben und oberlehrerhaft.
    Das lässt sich alles schön fordern, wenn man bequem von zuhause aus, also im Home Office, sitzt und Artikel schreibt. Hier geht die Schere immer weiter auf, zwischen denen die wirklich in der Kriese alles geben müssen, auch zum Teil auf Kosten ihrer Gesundheit, und denen die bequem zuhause sitzen und wohlfeile Ratschläge geben.

  • Es ist einfach solche Forderungen zu stellen, wenn man sich selbst in einer deutlich angenehmeren Situation befindet (ausreichend Abstand, gut beheizte Büros etc.).

    Es geht den Lehrern nicht darum, das sie keine Lust auf Mehrarbeit haben. Die Schulen sind zum Teil hochgradig renovierungsbedürftig, die Schulbusse alle maßlos überfüllt und gleichzeitig wollen einem alle sagen was man denn besser machen kann (Medien, Eltern und Politiker).

    Über das Lüften z.B. beschweren sich nicht die Lehrer, sondern vor allem Schüler und Eltern. Dies jetzt den Lehrern in die Schuhe zu schieben ist ziemlich gewagt.

    Doch der wichtigste Grund: Wir dürfen wohlgemerkt mit Abstand und ausgearbeiteten Konzepten nicht im Restaurant sitzen um die Kontakte zu reduzieren, ein Fachlehrer hat aber täglich Kontakt zu ca. 300 Menschen. Auch die Lehrer haben Familie und Risikopatienten zu Hause, hierfür sollten manch andere etwas mehr Verständnis aufbringen. Und die Meinung habe ich auch als Nichtlehrer.

  • So ein schlechter Artikel. Die Schulen sollten sofort alle geschlossen werden.

  • Lehrerinnen und Lehrer sind bereit, einen Extra-Beitrag zu leisten durch digitalisierten Unterricht - neben Präsenzunterricht. Die Kommentatorin verstärkt altbackene Vorurteile. Jede Person, die renovierungsbedürftige Schulen und überfüllte Busse und Bahnen kennt sieht das sofort. Das bringt uns in dieser herausfordernden Zeit nicht weiter!

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