Kommentar Endlich Leih-Laptops für Schüler: Das wurde höchste Zeit

In der Pandemie wurde augenfällig, dass es einen nennenswerten Anteil an Schülern gibt, die digital nicht erreichbar sind.
Zwei Jahre Streit um den Digitalpakt, ein Jahr Trödelei bei der Umsetzung – bisher war die Langsamkeit der Digitalisierung unserer Schulen zum Verzweifeln. Hätten wir den großen Sprung vor Corona geschafft, das Homeschooling wäre halb so schlimm.
Nun hat der Bund in der Not der Pandemie ein Zusatzprogramm gewährt: Er gibt 500 Millionen Euro für digitale Endgeräte, die die Schulen Schülern ausleihen können. Das heilt einen Strukturfehler des fünf Milliarden Euro schweren Digitalpaktes.
Ursprünglich wollte der Bund gar keine Endgeräte finanzieren, nach langem Hin und Her gewährte er dafür bis zu 25.000 Euro pro Schule, also fast nichts. Man ging offenbar davon aus, dass die Eltern schon für die nötigen Laptops sorgen würden.
Das wird nun korrigiert. Denn in der Pandemie wurde augenfällig, dass es eben einen nennenswerten Anteil an Schülern gibt, die digital nicht erreichbar sind. Einer neuen Studie zufolge sind es bei uns auch viel mehr als in Österreich und der Schweiz. So zwang der Virus die Politik, die ungleichen Chancen der Kids endlich zur Kenntnis zu nehmen.
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Die Forderung nach Lernmittelfreiheit stammt in Deutschland aus dem Revolutionsjahr 1848. Heute gilt sie bei Schulbüchern fast flächendeckend – zumindest für die Kinder, deren Eltern damit überfordert sind. Nur: Heute sind eben auch Laptops ein unverzichtbares Lernmittel, das der Staat Bedürftigen bereitstellen muss.
Vor den Sommerferien wird das neue Programm vor Ort sicher nicht viel ändern. Es dürften nur einige wenige Schulen so gut vorbereitet sein, dass sie sofort Laptops bestellen können. Aber es spricht viel dafür, dass die Abstandsregeln noch sehr lange gelten müssen – selbst wenn es nicht zur gefürchteten zweiten Corona-Welle kommt.
Also wird auch im nächsten Schuljahr der Fernunterricht weiter gebraucht und damit auch die Geräte, für die nun Geld da ist. Und nach der Pandemie sind Leihgeräte für die Schüler, deren Eltern sie nicht kaufen können, dann hoffentlich der Normalfall.
Mehr: Schulschließungen legen die Versäumnisse der Länder bei Digitalisierung in der Bildung offen.
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