Kommentar: Erhard war ein Macher – also das glatte Gegenteil dieser Regierung

Ludwig Erhard war ein Macher, also das glatte Gegenteil dieser Koalition aus Union und SPD. Bislang hat Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche vor allem Alfred Müller-Armack zitiert – jenen Ökonomen, der als geistiger Vater der Sozialen Marktwirtschaft gilt und unter Ludwig Erhard im Wirtschaftsministerium die Grundsatzabteilung aufbaute. Müller-Armack war der Theoretiker. Erhard war der Praktiker. Er stand für die D‑Mark und für das Wirtschaftswunder, und er war als überzeugter Freihändler politisch verantwortlich für die Exporterfolge der noch jungen Bundesrepublik.
Dass Reiche bislang den direkten Bezug zu Erhard mied, schien kein Zufall: Vielleicht wollte sie vermeiden, den Anspruch zu wecken, selbst in die übergroßen Fußstapfen des „Vaters des Wirtschaftswunders“ zu treten. Doch diese Zurückhaltung ist vorbei.
Am Montag kehrt die Ludwig-Erhard-Büste ins Bundeswirtschaftsministerium zurück. Dort stand sie 15 Jahre, bevor sie der frühere Wirtschaftsminister Robert Habeck an den Stifter zurückgeben musste, der von Habecks Politik überhaupt nichts hielt. Die Rückkehr ist eine symbolische Geste, ein Bekenntnis zu ordnungspolitischer Tradition. Doch Symbole sind schnell entwertet, wenn ihnen kein inhaltlicher Wandel folgt.