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KommentarEuropa lässt sich beim Thema Künstliche Intelligenz völlig abhängen

Während Politik und Unternehmen in Europa vor allem debattieren, schaffen US-Firmen Fakten: Getrieben durch den Erfolg von ChatGPT sind alle großen Tech-Firmen in das Wettrennen eingestiegen.Stephan Scheuer 19.04.2023 - 13:57 Uhr
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Künstliche Intelligenz gilt als die derzeit wichtigste Zukunftstechnologie unter Digitalfirmen.

Foto: IMAGO/Mario Aurich

ChatGPT hat eine globale Debatte um die Künstliche Intelligenz (KI) ausgelöst, die in Teilen ängstlich, manchmal sogar hysterisch geführt wird. Es geht vor allem um die Gefahren dieser Technologie und wie sie zu regulieren ist, weniger um die Chancen. Die Debatte ist wichtig und richtig, aber sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade in den USA längst Fakten geschaffen werden.

Der Kampf um die besten KI-Lösungen ist dort bereits voll im Gange. Initiator war ohne Zweifel das Start-up OpenAI, das mit ChatGPT der Welt die Fähigkeiten der Technik vorführte. Seitdem widmen sich nahezu alle US-Technologiefirmen mit großer Kraft der KI. Selbst der Handelskonzern Amazon, der den Trend lange verschlafen hatte, versucht jetzt mit dem Sprachmodell Titan und dem neuen Dienst Bedrock, die Kundschaft für KI-Lösungen zu gewinnen.

Und Europa? Verliert sich in Debatten. Das Problem ist nicht nur die Politik. Das Problem sind auch die Unternehmen. Die CEOs sind viel zu zögerlich. Sie warten lieber ab, anstatt eine Wette auf die Zukunft einzugehen. Dabei waren die Chancen selten so gut wie heute.

Gerade entstehen die Ökosysteme rund um die besten KI-Modelle. OpenAI hat gut vorgelegt und forciert die eigene Partnerschaft mit Microsoft. Rivale Google setzt alles daran aufzuholen. Aber auch andere Datenspezialisten wie Databricks oder Snowflake mischen in dem Wettkampf mit.

Denn noch gibt es viel zu gewinnen. Das Training eines Basismodells für eine leistungsfähige KI ist schon für einen einstelligen Millionenbetrag zu erreichen, haben Investoren in San Francisco durchgerechnet. Das ist ein winziger Betrag im Vergleich zu den Milliardeninvestitionen, die gerade in der Branche fließen.

Der Markt wird aufgeteilt. Europa ist dabei weitgehend außen vor. Die wichtigsten Spieler kommen derzeit aus den USA und China. Google forciert rund ein Dutzend Projekte. Ähnlich sieht es beim Facebook-Konzern Meta aus. Zudem haben etliche Start-ups wie Anthropic oder AI21 Labs eigene Produkte auf dem Markt. In China zählen der Google-Rivale Baidu sowie der Technologiekonzern Huawei zu den führenden Anbietern.

Europas Anbieter verkümmern in der Nische

Dass Firmen aus Europa in den einschlägigen Hitlisten fast gar nicht auftauchen, liegt auch nicht daran, dass es in Deutschland, Frankreich oder anderen EU-Ländern nicht fähige Fachleute und ambitionierte Gründerinnen und Gründer gäbe. Es liegt aber daran, dass diese das nötige Geld und die nötige Rückendeckung starker Partner brauchen, um einen globalen Einfluss auszuüben.

Europas KI-Start-ups verkümmern in der Nische. Das muss nicht sein. Es sollte sich dringend ändern. Dafür braucht es finanzstarke Geldgeber, ambitionierte Ziele und mächtige Partner.

Microsoft-CEO Satya Nadella richtet seinen ganzen Konzern auf KI aus. Damit geht er eine gewaltige Wette ein. Microsoft ist ein Koloss mit mehr als 200.000 Mitarbeitenden weltweit. Richtungsentscheidungen brauchen Zeit. Fehler lassen sich nicht schnell korrigieren. Dennoch setzt Nadella mit Nachdruck auf KI.

In Europa fehlt ein CEO mit dem Mut und Fokus von Satya Nadella. Die Chefs in den Führungsetagen der Technologiefirmen sind es nicht mehr gewohnt, große Wetten einzugehen.

Als CEO in Europa ist es deutlich einfacher, auf die übertriebene Regulierung in Brüssel und Berlin zu schimpfen. Das kommt unter den anderen Firmenlenkern immer gut an. Es zeugt aber nur von mangelnder Fantasie.

Natürlich muss KI reguliert werden. Die EU hat den richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz früh zu einem wichtigen Thema erhoben. Das Vorhaben ist so komplex und ändert sich gerade so stark, dass es natürlich Zeit braucht, eine gute Lösung zu finden.

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Das sollte aber keinen CEO und kein Start-up davon abhalten, heute von Europa aus die besten Technologien zu entwickeln. Los gehts.

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