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KommentarEuropas erste AI Gigafactory verliert sich in Einzelinteressen

Statt Aufbruch dominiert Egoismus. Die Sollbruchstellen wie so oft: Eitelkeiten, Führungsanspruch und Standortpolitik der Regionalfürsten. USA und China sind die lachenden Dritten.Luisa Bomke 21.06.2025 - 12:54 Uhr
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Serverraum – mit Unterstützung der wichtigsten deutschen Tech-Unternehmen sollte die AI-Gigafactory Realität werde. Foto: Getty Images

Die Vision war groß: eine europäische AI-Gigafactory, getragen von Deutschlands Tech-Elite, mit Milliarden aus Brüssel gefördert und mit 100.000 KI-Chips ausgestattet. Endlich schien es, als zögen alle an einem Strang, um einen Leuchtturm digitaler Souveränität zu errichten.

Kurz vor Fristende zerbricht das Vorhaben jedoch an deutscher Kleinstaaterei. Wie unsere Recherche für das Handelsblatt zeigt, werden Telekom, Schwarz Digits und Ionos getrennte Interessenbekundungen einreichen. Siemens und SAP bleiben ganz außen vor.

Trotz zahlreicher Gespräche konnte man sich in den vergangenen Wochen vorerst nicht auf ein gemeinsames Projekt einigen. Statt Aufbruch dominiert Egoismus. Die Sollbruchstellen wie so oft: Eitelkeiten, Führungsanspruch und Standortpolitik der Regionalfürsten. Während die USA und China zehntausende GPUs hochziehen, feilscht Deutschland um Postleitzahlen und die Reihenfolge der Namen auf dem Antrag.

» Lesen Sie auch: Zwist um AI Gigafactory – Tech-Firmen können sich nicht auf gemeinsame Bewerbung einigen

Ein gemeinsames Konsortium wäre nicht nur ein starkes Signal an Brüssel, sondern auch an Europa gewesen. Denn entgegen mancher Annahme ist es keineswegs sicher, dass Deutschland den Zuschlag für eine der fünf geplanten Gigafactorys erhält. Andere Länder wie Spanien oder Frankreich treten dagegen vereinter auf – mit Industriekunden, geteilten Risiken und realistischen Plänen.

Nun droht das nächste ambitionierte Projekt, zur Politikleiche zu werden. Damit die Gigafactories Erfolg haben, braucht es starke Konsortien mit Ankerkunden. Andernfalls bleibt unklar, wer die Milliardeninvestitionen tragen soll und wer letztlich vom nationalen Wettbewerb profitiert.

Verwandte Themen Deutschland USA China SAP Siemens

Deutschland braucht keine vier Einzelinitiativen, sondern ein oder zwei vernetzte Standorte mit klarer Aufgabenteilung, die vom Bund gefördert und von Industrie und Forschung getragen werden. Nur durch Bündelung können echte europäische Alternativen entstehen. Dafür muss auch Berlin Sorge tragen, damit Deutschland, wie von Kanzler Friedrich Merz angestrebt, eine KI-Nation wird.

Es bleibt noch Zeit, Allianzen zu schmieden. Darauf hoffen auch die Telekom, die Schwarz Gruppe und Ionos. Doch das Zeitfenster schließt sich schnell. Wer jetzt nicht liefert, verliert nicht nur die Fördergelder.

Mehr: Gigantische KI-Wetten in Europa rücken ein Stück näher

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