Kommentar: Flüssiggas aus Katar kann nur ein Teil der Lösung sein

Die Käufer aus Deutschland sollten nicht glauben, dass die Kataris sich auf Verträge mit kurzen Laufzeiten einlassen.
Der Emir von Katar ist ein kluger Geschäftsmann, der auf einem riesigen Gasfeld sitzt. Das macht ihn zu einem geschätzten Gesprächspartner vieler Regierungen in Asien und Europa. Zaubern kann der Emir allerdings nicht. Und zu verschenken hat er auch nichts.
Der Deutschlandbesuch des Emirs und seiner Minister war ein Signal, das sich in etwa so in Worte fassen lässt: Ja, wir kommen gern mit euch ins Geschäft, aber eure Unternehmen müssen sich bewegen.
Als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im März in Katar zu Besuch war, ist bei einigen Beobachtern der Eindruck entstanden, Katar sei der Retter in der Not. Doch das Emirat kann nur einer von vielen Helfern sein.
Die große Menge an russischem Erdgas, die wir über Jahre gedankenlos und zu niedrigen Preisen konsumiert haben, kann Katar nur zu einem Bruchteil ersetzen. Der Rest muss woanders herkommen – oder durch mehr Effizienz verzichtbar werden.
Wir müssen uns auf hohe Preise einstellen
Es ist dem Geschäftssinn der Kataris zu verdanken, dass sie bereits vor Jahren beschlossen haben, ihre Produktion deutlich zu erhöhen. Davon könnten die Deutschen ab 2024 profitieren. Natürlich haben sie keinen Anspruch auf diese zusätzlichen Mengen, aber sie sind bereit und werden sich daran gewöhnen müssen, hohe Preise zu bezahlen.
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Die Käufer aus Deutschland werden sich von der Vorstellung verabschieden müssen, die Kataris könnten sich auf Verträge mit kurzen Laufzeiten einlassen – ganz nach den Idealvorstellungen der Europäischen Kommission. Katar hat keinen Anlass, das zu tun.
Die Leute des Emirs lassen übrigens keinen Zweifel daran, dass sie lieber viele verschiedene Kunden haben, als sich von einem Abnehmer abhängig zu machen. Nicht nur dabei agieren sie klüger als Deutschland, dessen bislang wichtigster Gaslieferant im vergangenen Jahr noch für 55 Prozent aller Lieferungen stand.
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