Kommentar: G7-Gipfel: Die EU läuft beim Impfstoff-Wettlauf nur hinterher

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen musste Fehler bei der Impfstoffstrategie eingestehen.
Wenn am Freitag die Regierungs- und Staatschefs der G7-Staaten virtuell zusammenkommen, steht eine globale Impfstoffstrategie im Zentrum der Gespräche. Die Überlegung dahinter ist einfach: Große weiße Flecken auf der Impfweltkarte sind auch für die Industriestaaten hochgefährlich. Da mag im Laufe des Jahres in Deutschland geimpft werden, was das Zeug hält. Wenn sich weltweit das Tempo bei den Impfungen aber nicht angleicht, drohen neue Mutationen. Vakzine könnten weniger wirksam sein.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass auf dem G7-Gipfel die USA oder Großbritannien als Musterländer auftreten. Nimmt man Israel aus der Liste der Impfchampions heraus, sind die Angelsachsen den anderen Industriestaaten weit voraus. Das liegt daran, dass sie einen What-ever-it-takes-Ansatz verfolgen und sich früh viel Impfstoff besorgt haben.
In Deutschland wurde dieses Vorgehen ohne Namensnennung als Impfstoffnationalismus angeprangert. Das mögen viele auch aus moralischen Gründen für richtig halten. Das Fatale ist nur: Nach Europa wird vermutlich bald niemand mehr schauen, wenn es um erfolgreiche Impfstoffstrategien in der Welt geht.
Die EU unter der deutschen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine Einkaufsstrategie gewählt, bei der die CDU-Politikerin nun Fehler einräumte. Zu Recht wird Brüssel dafür kritisiert. Gesundheitsminister Jens Spahn und Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigen ihre Parteifreundin immer noch tapfer. Das sieht bei CSU-Chef Markus Söder und Vizekanzler Olaf Scholz schon anders aus.
Doch zurück auf die Weltbühne: Sollte der neue US-Präsident Joe Biden tatsächlich so erfolgreich sein, dass im Sommer genügend Amerikaner durchgeimpft sind, um die Pandemie einzugrenzen, wird er das Impfen natürlich als geopolitisches Instrument einsetzen. Der Wettlauf der Großmächte um den Einfluss in der Welt findet derzeit auch über Vakzine statt.
Das südamerikanische Impfvorbild Chile verimpft den chinesischen Impfstoff. Russland bietet sein Vakzin Sputnik V überall in der Welt an. Diese Umstände werden natürlich künftig nicht ohne Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen bleiben.
Nur Europa hat derzeit nichts zu verteilen. Da ist man froh, die eigenen Leute versorgen zu können. Deutschland kann immerhin damit punkten, zwei Vakzine entwickelt zu haben. In weniger entwickelten Ländern wird es zwar schwierig sein, die Impfstoffe kühl zu lagern und zu verteilen. Trotzdem kann sich wenigstens der Beitrag Deutschlands zu einem globalen Ansatz sehen lassen.





Mehr: Staaten, Spione und Konzerne kämpfen um den Corona-Impfstoff





