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KommentarHohe Staatsverschuldung führt zu problematischer Umverteilung

Hohe Schulden und damit hohe Zinsen haben heikle politische Nebeneffekte. Sie können soziale Spannungen noch verschärfen.Frank Wiebe 21.10.2023 - 10:29 Uhr
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Die hohe Staatverschuldung der USA treibt weltweit die Zinsen hoch.

Foto: Reuters

Die Leitzinsen der Notenbanken haben wahrscheinlich ihren Gipfel erreicht oder sind zumindest kurz davor. Wichtiger ist inzwischen, dass die langfristigen Kapitalmarktzinsen immer weiter steigen. Das wird vor allem in den USA zunehmend auch von der Sorge wegen der überbordenden Staatsverschuldung des Landes getrieben.

Wahrscheinlich wird die Welt daher noch längere Zeit mit relativ hohen Nominalzinsen leben müssen. Und weil die Inflation nachgibt, werden daraus auch steigende Realzinsen und damit reale Belastungen.

Verteilungspolitik ist ein extrem wichtiges Thema. Aber übersehen wird schnell, dass es auch zu unerwünschten Verteilungseffekten kommen kann.

Die hohen Inflationsraten waren ein Erbe der Doppelkrise aus Covid und Krieg. Die Staatsverschuldung und indirekt die hohen Zinsen sind ebenfalls ein Erbe der Doppelkrise. Beide sind mit Verteilungseffekten verbunden, die Gewinner und Verlierer erzeugt und deswegen zumindest in Teilen der Wirtschaft und der Bevölkerung alles andere als erwünscht sein kann.

Man mag argumentieren, dass die Krise nur zu einer Normalisierung der Verhältnisse führt. Schließlich gab es zuvor ja viel Kritik an den niedrigen Zinsen, die nominal wie real vor dem Ausbruch von Covid je nach Laufzeit und Bonität der Kreditnehmer recht nah an null lagen. Damals kostete Kapital praktisch nichts, was Kritiker für ein Problem hielten, weil es angeblich zu unrentablen Investitionen führte.

Tatsächlich sind, wenn man den Klimawandel in die Betrachtung einbezieht, sogar langfristig rentable und dringend nötige Investitionen trotz der niedrigen Zinsen unterblieben.

In der Niedrigzinsphase waren Sparer benachteiligt und Kreditnehmer im Vorteil. Als die Inflation einsetzte, wurden Sparer noch mehr benachteiligt zugunsten von Kreditnehmern. Als die Nominalzinsen infolge der Inflationsbekämpfung anzogen, wurden fast alle Vermögensbesitzer geschädigt, weil überall Kurse und Werte sanken.

Einige Banken sitzen deswegen auf unrealisierten Verlusten. Ihre Staatsanleihen, die eigentlich hochliquide sein sollten, sind damit nur so weit verfügbar, wie diese Banken Verluste realisieren können oder wollen.

Das Gefühl, abgehängt zu werden

Bei hohen Realzinsen findet letztlich wieder eine Umverteilung zu den Vermögenden statt. Man kann darin einen Ausgleich für frühere Verluste sehen. Trotzdem hat diese Verschiebung, die für längere Zeit anhalten könnte, auch eine gefährliche politische Komponente. In Deutschland ist die Ungleichheit der Vermögen viel größer als die der Einkommen.

Verwandte Themen Konjunktur Inflation Europäische Union

In den USA haben viele Haushalte wieder Schulden angehäuft. Politisch gefährlich ist aber immer das Gefühl, „abgehängt“ zu werden, es kann auf die ohnehin gefährlich starken rechtspopulistischen Strömungen einzahlen. Es wäre leichtsinnig, das zu übersehen.

Mehr: Milliardenrisiken im EU-Haushalt

Erstpublikation: 18.10.2023, 17:18 Uhr.

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