Kommentar: Japan zeigt, wie man einer zweiten Amtszeit Trumps vorbeugen kann


Die USA sind ein schwieriger Bündnispartner. Seit dem Handelskrieg in den 1980er-Jahren weiß das kein Land besser als Japan. Das aktuelle Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Japans Premierminister Fumio Kishida zeigt nun, wie der Inselstaat die Kunst perfektioniert hat, auch in schwierigen Zeiten zu kooperieren.
Nicht nur, dass Tokio die bislang recht begrenzte Sicherheitspartnerschaft ausbaut, inklusive Kooperation mit anderen US-Verbündeten. Auch industriepolitisch will sich das Land als unverzichtbarer Partner der USA beweisen – mit Entwicklungspartnerschaften bei Halbleitern und Batterien für Elektroautos.
Japans Strategie zielt durchaus auch auf eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump. Dessen ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton sagte kürzlich in einem Interview, dass das der richtige Weg sei, um Trump vorzubeugen. Denn es habe schon bei Trumps erster Amtszeit funktioniert.
Der damalige Premierminister Shinzo Abe hatte Trump unmittelbar nach dessen Wahlsieg im November 2016 besucht, um sich erfolgreich als Einflüsterer zu positionieren. Das hat Japan zwar nicht vor Trumps Zollkrieg gegen Stahlimporte geschützt. Aber das Bündnis mit Japan stellte der damalige Präsident weniger infrage als die Nato.
Für Japan ist die Rolle der USA als Schutzmacht essenziell. Denn das Land sieht sich mit einer nuklearen Drohung von drei Nachbarstaaten konfrontiert: China, Russland und Nordkorea. Indem Kishida Japan als militärisch und wirtschaftlich treuesten Partner der USA präsentiert, hofft er, sich unverzichtbar zu machen. Dafür sind die Japaner bereit, selbst bilaterale Probleme moderat und geräuschlos zu behandeln.
Die Japaner nehmen Kompromisse in Kauf
Aktuelles Beispiel ist der Widerstand der USA gegen die Übernahme des US-Stahlkonzerns US Steel durch Japans größten Stahlkonzern Nippon Steel. Wirtschaftlich ergibt der Deal Sinn: Der US-Stahlkonzern bekommt frisches Geld und Spitzentechnologie, die Japaner eine echte lokale Präsenz, die sie vor US-Protektionismus schützt. Doch Biden und auch Trump wollen nicht, dass der US-Hersteller in ausländische Hände gerät.





Dieser Konflikt soll den Gipfel aber nicht stören. Die japanische Regierung äußert sich nicht öffentlich dazu. Auch die japanischen Medien bauschen das Thema nicht zum Lackmustest für die Allianz auf.
Ein weiterer Aspekt der japanischen Strategie: Die Regierung baut schon jetzt Kontakte zum Trump-Lager auf. Dabei setzen die Japaner auch auf eine Stimme, die dem Ex-Präsidenten bereits vertraut ist: Sunao Takao. Der ehemalige Übersetzer von Regierungschef Abe bei Treffen mit Trump und selbst ein Spitzendiplomat versucht, mögliche Konflikte bereits im Vorfeld zu diagnostizieren und zu entschärfen.





