Kommentar: Jetzt muss der Markt die Einführung der Smart Meter regeln


Seit 2009 ist klar, dass Deutschland seinen Stromverbrauch digitalisieren muss. Seitdem gibt es das EU-Ziel, bis 2020 mindestens 80 Prozent der Verbraucher mit einem intelligenten Stromzähler auszustatten. Und das nicht zum Spaß: Die gesamte Energiewende kann nur gelingen, wenn Haushalte den Stromverbrauch ihrer Elektroautos und Wärmepumpen an die aktuelle Verfügbarkeit von grünem Strom anpassen können.
Denn die Zukunft der Stromversorgung ist grün, und Sonnen- und Windstrom gibt es nicht immer gleich viel. Energiewende bedeutet auch, sich mit neuen Systemen anzufreunden.
Aber Deutschland hat die Einführung der notwendigen Geräte – der Smart Meter – bis heute nicht in nennenswertem Umfang auf die Reihe bekommen. Klar: Stromzähler, die in jedem Haushalt verbaut sind, müssen sicher sein und gewisse technische Standards einhalten. Doch die Geräte sind so zentral, dass ihre Verbreitung viel schneller hätte gehen müssen.
Ausländische Start-up treiben jetzt den Wechsel zum Smart Meter an
Jetzt treiben drei Start-ups das Thema voran, das Behörden so lange verzögert haben. Die digitalen Stromanbieter Tibber, Octopus Energy und Rabot Charge haben sich mit Messstellenbetreibern zusammengetan, um die Bestellung und Abrechnung von und mit den intelligenten Stromzählern zu üben. So soll alles schneller gehen, wenn qua Gesetz ab dem nächsten Jahr Millionen von Haushalten in ganz Deutschland endlich mit Smart Metern ausgestattet werden sollen.
Altruismus ist das natürlich nicht: Die Start-ups setzen auf ein Geschäftsmodell, das nur mit Smart Metern möglich wird. Sie bieten Haushalten Stromtarife an, bei denen die Menschen sparen, wenn sie zu den richtigen Zeitpunkten Strom verbrauchen, um die Energiewende zu unterstützen.
Trotzdem zeigt das Beispiel: Wenn deutsche Behörden und etablierte Energieversorger Energiewende-Themen zu lange verschlafen, drängen ausländische Jungunternehmen in die entstehende Lücke. Das hat eine gute Seite, denn so kommt auch Deutschland bei diesem wichtigen Thema endlich voran.
Höchste Zeit, dass die Nutzung von Smart Metern aktiv vorangetrieben wird
Es hat aber auch einen Beigeschmack. Denn es bestätigt einmal mehr das Bild eines Landes, das an seinen alten Erfolgen als Industrienation festhält und dabei vergisst, sich bei neuen Technologien im globalen Wettbewerb durchzusetzen.

Neues Gesetz zur Netzüberlastung: Wird mir jetzt der Strom abgeschaltet?
Energiewende und Energie-Digitalisierung halten jede Menge neue Geschäftsmodelle bereit. Es wird zunehmend wichtiger werden, Menschen beim Energiekostensparen zu helfen und gleichzeitig das Stromnetz zu entlasten. Die nötige Technik dafür ist da. Höchste Zeit, dass sie hierzulande aktiv statt zögerlich und zähneknirschend vorangetrieben wird.
Mehr: Tibber, Octopus Energy und Rabot Charge starten Initiative für Smart Meter
Erstpublikation: 16.01.2024, 18:49 Uhr.





