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KommentarKinderimpfungen: Der Druck der Politik ist schädlich

Das Vorgehen der Politik beim Thema Corona-Impfungen von Kindern und Jugendlichen erzeugt unnötig Misstrauen. Damit schadet es der Impfkampagne mehr, als es nützt.Jan Hildebrand 03.08.2021 - 14:28 Uhr Artikel anhören

Es ist gut möglich, dass die Stiko schon kommende Woche eine Empfehlung für die Impfung von Kindern und Jugendlichen aussprechen wird.

Foto: dpa

Was gab es für ein Hin und Her bei der Frage, wer sich mit Astra-Zeneca impfen lassen sollte: Junge oder Alte, Männer oder Frauen? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seine Länderkollegen hielten sich an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko). Und das war völlig richtig: Damit die Bürger Vertrauen haben, müssen Impfempfehlungen allein auf wissenschaftlichen Einschätzungen beruhen und dürfen sich nicht an politischen Wünschen ausrichten.

Umso unverständlicher ist es, was die Politik derzeit beim Thema Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Seit Wochen schon machen einzelne Politiker immer wieder Druck auf die Stiko, sie solle schnell eine Empfehlung für Kinder ab zwölf Jahren aussprechen.

Bisher empfiehlt sie die Impfungen nicht allgemein, sondern nur bei einem höheren Risiko für schwere Corona-Verläufe, etwa wegen Vorerkrankungen.

Wer will, kann sich trotzdem impfen lassen; die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) hat Impfstoffe für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Und viele Jugendliche lassen sich auch impfen. Insofern besteht überhaupt kein akuter Handlungsbedarf.

Trotzdem haben die Gesundheitsminister nun öffentlichkeitswirksam ein Impfangebot an Kinder ab zwölf Jahren beschlossen. Damit senden sie vor allem das Signal, eine von der Stiko angekündigte Entscheidung nicht mehr abwarten zu wollen. Dieses Signal ist kein gutes. Es wirkt wie ein Gegensatz zwischen Politik und unabhängigen Experten.

Das Vorpreschen der Gesundheitsminister ist kontraproduktiv

Dabei ist die Stiko gar nicht gegen Impfungen für Kinder, sie will nur eine bessere Datengrundlage, bevor sie sich mit einer allgemeinen Empfehlung festlegt. Wenn die Politik diese Geduld nicht aufbringen mag, setzt sie sich dem Vorwurf aus, die Impfungen bei den Kindern auch zu forcieren, um die Impfmüdigkeit bei Erwachsenen auszugleichen.

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Das aber darf nicht der Zweck sein. Gerade bei Kindern, die selten einen schweren Corona-Verlauf zu befürchten haben, kann es nur um eine individuelle Risikoabwägung gehen. Der skandalöse Umstand, dass die Politik den Sommer ein zweites Mal nicht genutzt hat, um für sichere Bedingungen in Schulen zu sorgen, darf bei der Impffrage so wenig eine Rolle spielen wie die lahmende Impfkampagne bei Erwachsenen.

Es ist gut möglich, dass die Stiko schon kommende Woche eine Empfehlung für die Impfung von Kindern und Jugendlichen aussprechen wird. Für die Skeptiker wird sie nun aber dem Verdacht ausgesetzt sein, dass sie auf politischen Druck hin zustande gekommen ist. Das Vorpreschen der Gesundheitsminister könnte sich noch als sehr kontraproduktiv erweisen.

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