Kommentar: Krise ohne Ende bei Bilfinger

Auch der aktuelle Vorstandsvorsitzende Tom Blades gerät angesichts immer neuer Skandale beim Industriekonzern unter Druck.
Der Name Bilfinger steht für deutsche Ingenieurskunst. Doch längst ist er auch Inbegriff für Missmanagement, Korruption und betriebswirtschaftliche Verluste. Der Niedergang des einst so stolzen Industriedienstleisters hat eine lange Vorgeschichte und hat viel mit dem Geschäftsgebaren des Mannheimer Unternehmens zu tun.
Gesetzesbrüche waren bei Bilfinger an der Tagesordnung, das ist gesichert. Der Konzern räumte vor wenigen Monaten selbst ein, dass es viele Jahre lang kein funktionierendes Compliance-System gab. Die bittere Folge: In der Vergangenheit schaffte es Bilfinger nicht, Verstöße gegen Recht und Gesetz systematisch auszuschließen.
So fing sich der Konzern eine Strafe der US-Justiz in Höhe von 32 Millionen Dollar, weil man nigerianische Regierungsvertreter bestochen hatte. Außerdem schickten die Amerikaner einen Monitor nach Mannheim. Mark Livschitz sollte Bilfinger bei der Metamorphose zu einem sauberen Unternehmen beaufsichtigen.
Was Livschitz fand, war verheerend. Bilfinger leide an „ernsten Problemen mit ihrer Unternehmenskultur, offenbar verdorben durch das Erbe ihrer früheren Spitzenmanager“, brachte es Livschitz auf den Punkt. Prompt verlängerte die US-Justiz das Mandat des Monitors von ursprünglich drei Jahren um ein weiteres Jahr – ein einmaliger Vorgang in der deutschen Wirtschaft.
Ende des Jahres – so hofft Bilfinger – schließt Livschitz seine Arbeit endlich ab. Doch es scheint fraglich, ob Bilfinger dann ein skandalfreies Unternehmen sein wird. Aktuell erschüttern neue Vorwürfe den Konzern. Es geht um Geschäfte im Oman und mögliche Bestechungsversuche durch Manager der Bilfinger-Tochter Tebodin.
Damit gerät auch die aktuelle Führung um Konzernchef Tom Blades unter Druck, der selbst einen 200-Millionen-Dollar-Auftrag mit der Ölgesellschaft von Oman verkündete. Kurz zuvor feuerte Bilfinger die eigene Chefermittlerin, die im Oman recherchierte. Es ist ein Rauswurf, der den von Bilfinger selbst ausgerufenen Kulturwandel in Zweifel zieht.





