Kommentar: Mark Zuckerberg ist zu mächtig – das ist gefährlich für Facebook und dessen Anleger
Der Meta-CEO baut seine eigene Macht mit Sandbergs Abgang deutlich aus.
Foto: imago images/UPI PhotoBeim weltgrößten sozialen Netzwerk Meta wird die Macht neu verteilt. Topmanagerin Sheryl Sandberg wird das Unternehmen verlassen. Etliche andere Posten werden neu besetzt. Am Ende geht es allerdings vor allem um eines: Eine Person baut ihre Macht deutlich aus – Mark Zuckerberg.
Sandberg leitete über 14 Jahre das operative Geschäft. Als sie in das Unternehmen einstieg, war Zuckerberg 23 Jahre alt und Facebook noch ein Start-up. Damals teilten sich die beiden die Firma weitgehend in zwei Bereiche auf: Zuckerberg kontrollierte die Produktseite, Sandberg kümmerte sich vor allem um die Frage, wie die Plattform künftig Geld verdient.
Nun nutzt Zuckerberg Sandbergs Abgang, um die alte Aufteilung aufzubrechen. Zwar gibt es mit Javier Olivan jemanden, der den Posten als COO von Sandberg übernimmt. In der neuen Position werde sich Olivan aber stärker auf das Tagesgeschäft konzentrieren, der Bereich Produkte und Geschäft müsse stärker zusammenrücken, kündigte Zuckerberg an.
Anders ausgedrückt: Zuckerberg weitet sein Einflussgebiet aus. Das zeigt sich auch bei weiteren Personalentscheidungen. So werden künftig die Personalabteilung sowie der Rechtsbereich Zuckerberg unterstellt. Zuvor waren diese wichtigen Bereiche bei Sandberg angesiedelt.
Letztlich ist der Umbau auch der Tatsache geschuldet, dass der Meta-Konzern in einer tiefen Krise steckt. Doch die Schlüsse, die das Unternehmen aus dieser Krise zieht, sind die falschen. Meta hat seit September 2021 rund die Hälfte seiner Börsenbewertung verloren. Der Konzern ist weiter komplett von Werbung abhängig. Doch das Werbegeschäft ist stark beeinträchtigt, seit Apple und danach auch Google strengere Datenschutzregeln angekündigt haben.
Drei Milliarden Nutzer
Fast drei Milliarden Menschen nutzen eines der Produkte des Konzerns wie WhatsApp, Instagram oder Facebook. Das macht die Plattform so einflussreich. Gleichzeitig fehlen klare Antworten darauf, wie das Unternehmen mit den großen politischen Problemen dieser Zeit umgeht: mit Hassrede, gezielter Desinformation und Hetze. Erste Berichte von sexuellen Übergriffen in den virtuellen Welten des „Metaverse“ zeigen, dass Zuckerberg aus den bisherigen Fehlern bei Facebook nichts gelernt hat.
Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt für eine intensive Debatte über die langfristige Strategie des Unternehmens. Die Hauptversammlung wäre ein Ort, um eine solche Debatte anzustoßen.
Beim Facebook-Konzern fand die jährliche Aktionärssitzung vergangene Woche statt. Die Anleger brachten etliche kritische Punkte zur Sprache. Von der möglichen Förderung kriegerischer Handlungen über sexualisierte Gewalt bis zur Beihilfe bei Amokläufen: Die Vorwürfe reichten sehr weit.
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Doch Zuckerberg ging kaum darauf ein. Das muss er auch nicht. Alle Anträge von außen wurden abgeschmettert. Zuckerberg ist nicht nur Gründer. Er kontrolliert das Unternehmen auch mit einer unangreifbaren Stimmenmehrheit von 56,9 Prozent. Niemand kann bei Facebook etwas gegen den Willen von Zuckerberg bewegen.
Zum Börsengang im Jahr 2008 wurde das Konstrukt von manchen Analysten und Tech-Experten gefeiert. Es schütze eine Firma langfristig vor aktivistischen Investoren, die nur auf das schnelle Geld aus seien, lautete damals eine der Interpretationen. Heute ist klar, dass die große Stimmenmehrheit bei einer Person ein wesentliches Element einer Aktiengesellschaft aushebelt: die Mitbestimmung der Anleger.