Kommentar: Nach dem Scheitern von Paydirekt machen die Banken die gleichen Fehler schon wieder


Nach nahezu zehn Jahren wickeln die deutschen Banken ihre Onlinebezahlfirma Paydirekt ab. Das Aus des Unternehmens Paydirekt und seines Bezahlverfahrens Giropay musste kommen. Giropay spielt keine Rolle im E-Commerce, der Bezahldienst ist gescheitert.
Während der US-Konkurrent Paypal die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer immer weiter ausbaute und zur beliebtesten Zahlart im E-Commerce wurde, fiel Paydirekt zurück. Selbst die Fusion mit dem zweiten Bezahlverfahren der deutschen Banken, Giropay, brachte das Unternehmen nicht voran.
Lange gab es mit Giropay und Paydirekt zwei Onlinebezahldienste, deren Anteilseigner sich nicht komplett deckten, nebeneinander. Es ist ein Zeichen dafür, dass die deutschen Banken nicht wirklich an einem Strang zogen. Zudem fehlte die Bereitschaft zu größeren Investitionen und Preisnachlässen für den Handel, die gleich zum Start von Paydirekt nötig gewesen wären.
Das Ende von Paydirekt ist auch deshalb richtig, weil sich einige deutsche Banken an der European Payment Initiative (EPI) beteiligen, die mit „Wero“ einen neuen Bezahldienst auch für Onlineshopping starten wollen. Auch hier ist das Ziel unter anderem, Paypal etwas entgegenzusetzen und Europa unabhängiger von US-Zahlungsfirmen wie Mastercard und Visa zu machen.
Allerdings gibt es bei EPI schon jetzt Parallelen zu Paydirekt, die einen Erfolg unwahrscheinlich machen. Die europäischen Banken sind sich bei EPI uneins. Aus Deutschland zieht bisher die Commerzbank nicht mit. Mit Blick auf die Euro-Zone fehlen beispielsweise die Geldhäuser aus Italien, Spanien und Österreich. Mit dabei sind neben deutschen Banken Geldhäuser aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden.
Zu spät – und dann kommt noch der digitale Euro
Schon Paydirekts Start kam zu spät, Wero ist noch viel später dran – und die Konkurrenz entsprechend größer. Nicht nur Paypal ist gewachsen, längst hat sich auch der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna mit Rechnungs- und Ratenkauf etabliert.






Bald wird es wahrscheinlich noch einen Rivalen geben: Der digitale Euro soll kommen. Er würde jedem Bürger auch in digitaler Form Zugang zu Zentralbankgeld verschaffen. Geplant ist bislang, dass man mit dem digitalen Euro auch beim Onlineshopping zahlen kann, eine Annahmepflicht für den E-Commerce sieht das vor.
Auch in die Handhabung des digitalen Euros müssen die Geldhäuser investieren. Für die an EPI beteiligten Banken bedeutet das zweifache Aufwendungen. Die Milliardeninvestitionen, die zunächst für EPI veranschlagt wurden, sind längst nicht mehr aktuell. Es deutet viel darauf hin, dass die Geldhäuser auch EPI halbherzig angehen.






