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KommentarNeues LNG-Terminal – Abhängigkeit von Russland wäre vermeidbar gewesen

In Rekordzeit hat Deutschland die Möglichkeit geschaffen, verflüssigtes Erdgas aus aller Welt selbst zu importieren. Das entlarvt vor allem frühere Versäumnisse.Catiana Krapp 19.12.2022 - 14:24 Uhr
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Ein LNG-Terminal für Deutschland zu bauen wäre viel früher möglich gewesen.

Foto: Reuters

Deutschen Spitzenpolitikern ist angesichts von Deutschlands erstem LNG-Terminal offenbar zum Feiern zumute: Bei der Einweihung am Samstag fiel keine Phrase so häufig wie der Begriff „neue Deutschlandgeschwindigkeit“. Bundeskanzler Scholz sprach angesichts der kurzen Zeitspanne, in der das Terminal realisiert wurde, von einem „Weltrekord“.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil nannte das Terminal eine „großartige politische Leistung, auf die man stolz sein kann“. Immerhin ist es binnen weniger Monate gelungen, Deutschland den direkten Import von verflüssigtem Erdgas – sogenanntem LNG – zu ermöglichen.

Das Terminal ist ein wichtiger Baustein in Deutschlands Bemühungen, die Lücke durch ausbleibende russische Gaslieferungen zu füllen. Und angesichts von jahrelang verschleppten Großprojekten wie dem Berliner Flughafen BER ist es in der Tat bemerkenswert, dass es in diesem Fall so schnell ging.

LNG-Terminal in Deutschland: Bau wäre viel früher möglich gewesen

Doch das ist nicht nur ein Grund zum Feiern. Vor allem ist es ein Grund zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, ob der Staat nicht viel früher hätte eingreifen müssen, um eine so fatale Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verhindern, wie es sie zuletzt gegeben hat.

Ein LNG-Terminal für Deutschland zu bauen wäre viel früher möglich gewesen. Doch in Deutschland war niemand am Import von teurem LNG interessiert, solange es billiges Gas aus Russland gab.

Der Bundeskanzler bei der Eröffnung von Deutschlands erstem LNG-Terminal.

Foto: AP

Der Staat hätte hier in mehrfacher Hinsicht eingreifen können. Er hätte LNG subventionieren oder zumindest die Importsteuer auf LNG reduzieren können, um nicht zu sehr auf einen Unrechtsstaat wie Russland angewiesen zu sein.

Noch besser: Die Milliarden, die jetzt in Gas-Ersatzkäufen versenkt werden, hätten bereits vor Jahren in die Energiewende fließen sollen – in Windräder und Photovoltaik, und in Technologien, die die deutsche Industrie unabhängiger von fossilen Energiequellen machen.

Gas: Abhängigkeit von einzelnem Staat ist nicht erneut hinnehmbar

Natürlich ist man im Nachhinein immer schlauer. Wichtig ist es nun aber, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Deutschland wird auf absehbare Zeit nicht darum herumkommen, Rohstoffe aus problematischen Staaten zu importieren – LNG und Wasserstoff aus Katar oder Algerien, Lithium aus China.

Zugleich wird sich die Bundesregierung künftig an dem Begriff „Deutschlandgeschwindigkeit“ messen lassen müssen. Das sollte allerdings vor allem für die Energiewende gelten, nicht für die Beschaffung fossiler Rohstoffe.

Denn eine Abhängigkeit von einem einzelnen Staat, die die gesamte deutsche Wirtschaft derart gefährdet, wie es beim Gas der Fall war, ist nicht noch einmal hinnehmbar. Hier nur auf das günstigste und am einfachsten verfügbare Produkt zu setzen mag mit Blick auf eine schnelle Energiewende attraktiv sein. Nachhaltige Energiesicherheit aber schafft man so nicht.

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Erstpublikation: 17.12.2022, 16:20 Uhr.

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