Kommentar: Österreich setzt bei der Reisefreiheit auf „Austria first“ – und schadet sich damit selbst

Die Alpenrepublik will den Tourismus rasch wieder ankurbeln.
Die Not der österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft durch die Pandemie ist so gewaltig, dass die österreichische Regierung kreativ wird. Trotz der eingeschränkten Reisefreiheit in der Coronakrise prüft die Alpenrepublik, die Grenzen speziell für deutsche Touristen wieder zu öffnen.
Schließlich sind die Urlaubsgäste aus der Bundesrepublik seit jeher die größten Geldbringer für die rot-weiß-rote Ferienindustrie. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger schlägt eine gesonderte Vereinbarung mit Berlin vor, damit die Deutschen ungehindert ihren Sommerurlaub in Österreich verbringen können.
Der Versuch der Wiener Regierung, mit einem Reiseprivileg für Piefkes – wie die Deutschen manchmal spöttisch genannt werden – die leeren Kassen wieder zu füllen, ist ein wenig durchdachter nationaler Alleingang. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa steht die Tourismusbranche mit dem Rücken zur Wand. Es braucht daher eine europäische Lösung, mit welchen Auflagen im Sommer grenzüberschreitend in der EU gereist werden darf.
Nur so ist ein fairer Wettbewerb möglich, um den Tourismusbetrieben in ihrer größten Not seit Jahrzehnten zu helfen. Die EU-Kommission darf dieses Thema angesichts der Millionen von Arbeitsplätzen zwischen Ostsee und dem Mittelmeer nicht verschlafen. In Abstimmung mit den Mitgliedsländern muss Brüssel schleunigst einen Plan entwickeln.
Mit ihrer „Austria first“-Strategie führt die Koalition in Wien abermals vor, dass es ihr vor allem um nationale Interessen geht und nicht um europäische. Auf dieses Spiel kann sich Deutschland bei aller Zuneigung für das schöne Österreich nicht einlassen.
Zudem ist die Erinnerung an die Fahrlässigkeit im Fall der Skipartys in Ischgl noch viel zu frisch. Von den Tiroler Ferienorten wurde das Coranavirus zu Beginn der Pandemie nach Mittel- und Nordeuropa exportiert. Ein Wort der Entschuldigung gab es von der Regierung in Wien dafür bis heute nicht.





