Kommentar: Offene Immobilienfonds – In Panik verfallen bringt nichts


Was vergangenen Donnerstag öffentlich wurde, war nur für Menschen, die seit Anfang 2022 in völliger Nachrichtenabstinenz gelebt haben, nicht absehbar, aber am Ende waren dann doch viele überrascht. Der „Uni Immo Wohnen ZBI“ wurde um mehr als 17 Prozent abwertet. Im Klartext: Die Immobilien des Fonds sind nun rund 800 Millionen Euro weniger wert.
Diese Verluste sind die höchsten seit der Weltfinanzkrise im Jahr 2008, in deren Folge offene Immobilienfonds reihenweise schließen mussten und später abgewickelt wurden. Damals verloren Anleger unterm Strich mehrere Milliarden Euro. Ein Szenario, das, strengen Regeln sei Dank, heute eher unwahrscheinlich scheint, aber eintreten kann, wenn viele Menschen nun die Nerven verlieren. Der „Uni Immo Wohnen ZBI“ kann einen Teil seiner Anleger auszahlen, aber längst nicht alle. Steigt nun ein großer Teil der Investoren aus, müssen Immobilien aus der Not heraus verkauft werden und der Fonds muss schlimmstenfalls geschlossen und, wenn es hart auf hart kommt, abgewickelt werden.
Trafen hier schlechte Beratung und Gier zusammen?
Das große Zittern, das nun begonnen hat, wäre völlig unnötig. Man fragt sich: Wussten alle, die den „Uni Immo Wohnen ZBI“ gekauft haben, was sie sich da ins Portfolio legen, oder wurde es ihnen hinreichend erklärt?
Offene Immobilienfonds sind kein Investment, mit dem man schnell am Immobilienmarkt Geld verdienen kann. Sie sind vielmehr ein vergleichsweise langweiliges Investment, dessen Rendite im Idealfall irgendwo zwischen der eines Aktien-ETFs und eines über mehrere Jahre laufenden Festgelds liegt. Immobilien sind, anders als Aktien, nicht täglich an der Börse handelbar, sondern es dauert mitunter viele Monate und zähe Verhandlungen, bis ein Haus den Besitzer gewechselt hat.
Diese Punkte sollten sich die Zeichner offener Immobilienfonds immer wieder vor Augen führen, wenn sie nun darüber nachdenken, ihre Anteile zu verkaufen. Jetzt vorzeitig die Flinte ins Korn werfen bedeutet, nicht nur die schlechten Nachrichten von heute, sondern auch die möglichen Abwertungen der nächsten zwölf Monate mitzunehmen.
Geduldig sein fällt schwer, es lohnt sich aber



Wer investiert hat, sollte sich also bewusst sein, dass die nächsten Jahre eher mager werden. Es gilt, sich in einer Tugend zu üben, die dem Menschen schwerfällt: Geduld. Diese kann sich aber auszahlen, denn völlig wertlos sind die Immobilien im „Uni Immo Wohnen ZBI“ und in anderen Fonds nicht.
In deutschen Ballungsräumen gibt es eher zu wenige als zu viele Wohnungen. Und selbst wenn in fünf oder mehr Jahren eine schwarze Null steht, ist das immer noch besser, als nun zu kündigen, Fondsmanager zu noch mehr Verkäufen zu zwingen und nur einen Bruchteil seines Geldes wieder zu sehen.
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