Kommentar: Russische Jets abschießen? Nur nicht provozieren lassen

Wenn Wladimir Putin eines beherrscht, dann ist es die Provokation. Erst ließ der Kremlchef Drohnen so weit nach Polen hineinfliegen, dass die Nato erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs zum Mittel des Abschusses griff. Und auch bemannte russische Flugzeuge werden gehäuft im Luftraum des westlichen Verteidigungsbündnisses gesichtet. Die Piloten – so darf man getrost vermuten – testen im Auftrag des Kremls, wie weit die Geduld der Nato reicht.
Verständlich, wenn erste Politiker wie der CDU-Außenexperte Jürgen Hardt nun lautstark fordern, sich von Putin nicht alles gefallen zu lassen und russische Flugzeuge bei Luftraumverletzungen im Zweifel auch mal abzuschießen. So wie die Luftwaffe des Nato-Mitglieds Türkei nicht lange fackelte, als 2015 ein russischer Jet nahe der syrischen Grenze angeblich türkischen Luftraum verletzte.
Doch tut die Nato gut daran, sich nicht provozieren zu lassen. Die russischen Kampfflugzeuge, die am Freitag über dem Golf von Finnland abgefangen wurden, sollen weniger als zehn Kilometer weit in den estnischen Luftraum vorgedrungen sein – was Moskau ohnehin bestreitet.