Kommentar: Trump und Biden sind ein Doppel-Risiko für den US-Wahlkampf
Übersteht Trump den Vorwahlkampf unbeschadet, könnte er Bidens Herausforderer werden.
Die meisten US-Amerikaner wollen von diesen beiden Männern nichts mehr hören, sehen oder lesen: dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump und dem amtierenden Joe Biden. In Umfragen wünscht sich nur eine Minderheit der Bürger eine Neuauflage der Konstellation Biden gegen Trump, die für 2024 die wahrscheinlichste ist.
Denn Trump hat weiterhin gute Chancen, erneut Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden – trotz einer Bundesanklage in der Affäre um Geheimdokumente.
Möglich ist so etwas wohl nur im US-Wahlrecht, das sehr wenig Schranken eingebaut hat. Deshalb darf sich ein Demagoge wie Trump, der Bidens Wahlsieg 2020 leugnet, zu Protesten und Gewalt aufruft und mehrere Strafverfahren anhängig hat, erneut bewerben.
Seine Popularität an der Basis ist der Grund, warum führende Republikaner öffentlich dennoch zu Trump halten. Doch im Hintergrund warten seine Gegner nur darauf, dass er über seine rechtlichen Probleme stolpert und seine Kandidaturpläne beenden muss. Mittlerweile haben neun republikanische Bewerber eigene Wahlkampagnen gestartet.
Experten sprechen von einer „fast schon Potemkinschen Kandidatur“: Die Konkurrenz wartet darauf, dass die Pappkulisse des Wahlkämpfers Trump zusammenbricht, er entweder ins Gefängnis muss oder ihm die finanziellen Mittel ausgehen.
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Dieses Warten paralysiert die Republikaner. Bislang haben sie weder eine einende Botschaft im Wahlkampf gefunden noch eine politische Strategie für die Zukunft. Trump ist damit die wichtigste Person der Republikaner – und gleichzeitig ihr größtes Risiko.
Wenn eine Wurzelbehandlung zum Politikum wird
Ähnlich sieht es bei den Demokraten aus, wenn auch aus anderen Gründen. Die Demokraten stellen sich eine bange Frage: Was ist, wenn Biden mitten im Wahlkampf ausfällt? Oder, falls er eine zweite Amtszeit antritt, diese nicht vollenden kann?
Sein Alter von 80 Jahren macht den Präsidenten angreifbar. Sollten gesundheitliche Probleme dazwischenkommen, könnte das Machtvakuum die Partei in eine Krise stürzen – und den Republikanern Vorteile verschaffen, bis sich die Demokraten auf eine Nachfolge verständigt haben.
Die Zweifel wachsen: Biden unterzog sich einer Zahnwurzelbehandlung und wurde von Vizepräsidentin Kamala Harris vertreten, zwei Wochen zuvor stolperte er auf einer Bühne über einen Sandsack. Das Weiße Haus musste die Öffentlichkeit mit mehreren Mitteilungen beruhigen – denn im US-Wahlkampf werden selbst Routineeingriffe und Missgeschicke zum Politikum.
Diese Aufregung kann man überzogen oder altersdiskriminierend finden – sie ist aber ein Fakt. Jede noch so geringe Störung in Bidens Betriebsablauf wirkt wie eine Erinnerung an sein Alter.
Zwar könnten Biden und Trump unterschiedlicher nicht sein. Gerade die Europäer können sich glücklich schätzen, dass sie im Ukrainekrieg einen Transatlantiker als Partner im Weißen Haus haben – und keinen Wutbürger-in-Chief, der die Nato am liebsten abschaffen würde. Doch auf ihre Weise sind sowohl Biden als auch Trump ein Risiko für den US-Wahlkampf und ihre Parteien – und damit für die politische Zukunft der USA.
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