Kommentar: Was die Notenbanker nicht direkt aussprechen

Die Notenbanker kündigten bei ihrem Treffen in Jackson Hole indirekt eine neue Phase der Geldpolitik an.
Foto: BloombergVor einem Jahr war die Botschaft klar: Die Zinsen müssen rauf, hatten die Vertreter der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) damals unmissverständlich auf dem damaligen Treffen in Jackson Hole kommuniziert. Es war der Beginn einer Phase, in der die Währungshüter sehr verlässlich ihre nächsten Schritte hatten durchblicken lassen. So waren Marktteilnehmer vorbereitet, als die Zinsen um einen viertel, einen halben oder gar einen dreiviertel Prozentpunkt stiegen.
Von dieser transparenten Steuerung der Zinserwartungen, auch „Forward Guidance“ genannt, haben sich Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde jedoch verabschiedet. Die nächste Phase der Geldpolitik wird nebulöser sein, vielleicht sogar mit Absicht. Das war die unausgesprochene Botschaft am Freitag, beim großen Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole.
Für Powell und Lagarde hat diese Strategie zwei Vorteile: Sie wollen erstens versuchen, die Euphorie an den Märkten zu beruhigen. Würden sie ankündigen, dass das Ende der Zinserhöhungen erreicht ist, liefen sie Gefahr, eine neue große Rally an den Aktienmärkten auszulösen. Das könnte die Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft weiter lockern und die Inflation erneut anfachen. Doch genau das wollen die Zentralbanker verhindern.