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KommentarWeltfrauentag: Gleichstellung darf kein Privileg des Westens bleiben

Der Frauentag soll auf die Gleichberechtigung und Emanzipation von Frauen aufmerksam machen. Doch solange es keine globale Idee der gleichgestellten Frau gibt, nützt das wenig.Isabelle Wermke 08.03.2022 - 19:10 Uhr Artikel anhören

Ungleichheit verläuft nicht nur zwischen Männern und Frauen. Die Geografie spielt eine bedeutende Rolle.

Foto: Reuters

Jahr für Jahr feiern wir den Weltfrauentag. Rechtsgleichheit, berufliche Chancengleichheit und Schutz vor Gewalt stehen dabei überall auf der Agenda. Hält man sich diese Standards vor Augen, so wird deutlich: Die Ungleichheit verläuft nicht nur zwischen Männern und Frauen. Die Geografie spielt eine bedeutende Rolle.

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden im vergangenen Jahr Rechte von Frauen und Mädchen weltweit eingeschränkt. Als besonders einschneidendes Beispiel nennt die Organisation Afghanistan – vor allem nach der Machtübernahme der Taliban. Dort protestieren Frauen unter Lebensgefahr für das Recht, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Aktivistinnen sind Bedrohungen und Gewalt ausgesetzt.

In den äthiopischen Regionen Tigray und Amhara haben Überlebende von sexueller Gewalt Schwierigkeiten, Zugang zu grundlegender Versorgung zu erhalten. In der Ostukraine hat es in den vergangenen Jahren zudem vermehrt Fälle von Gewalt gegen Frauen gegeben – dieses Muster werde sich angesichts des Krieges vermutlich auf das gesamte Land ausweiten, so Amnesty.

Noch immer ist es Frauen laut Uno in 104 Ländern nicht erlaubt, bestimmte Berufe auszuüben. In 18 Ländern können Männer ihren Ehefrauen grundsätzlich verbieten zu arbeiten.

Der Anspruch wahrhaftiger Emanzipation sollte lauten: Keine Frau ist wirklich emanzipiert, solange es auf der Welt nach wie vor Frauen gibt, denen das Recht auf Bildung und Selbstbestimmung untersagt wird. Selbst wenn der Westen die Gleichstellung erreicht hat, ist es damit nicht getan.

Das betrifft uns, denn der überwiegende Teil der Frauen ist betroffen. So fand eine Studie von Equal Measures 2030 (EM 2030) heraus, dass 80 Prozent der Frauen und Mädchen weltweit in Ländern leben, denen EM 2030 einen „schlechten“ oder „sehr schlechten“ Stand der Geschlechtergerechtigkeit attestiert. Das sind drei Milliarden Frauen und Mädchen.

Es braucht eine globale Idee der gleichgestellten Frau

Globale Geschlechtergerechtigkeit hat das Potenzial, Armut abzubauen. Obwohl Frauen im Durchschnitt 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte stellen, sei ihr weltweiter Zugang zu finanziellen Ressourcen, Land und Bildung deutlich geringer, erklärte die Vorständin von Fairtrade Deutschland, Claudia Brück, am Montag in einer Pressemitteilung. Weiter heißt es: Erträge in Ländern des globalen Südens könnten um 2,5 bis 4 Prozent steigen, wenn Frauen und Männer gleichgestellt wären.

Probleme wie geschlechtergerechte Sprache und die Gender-Pay-Gap dürfen nicht weniger Beachtung finden. Jedoch liegt es auch in unserer Verantwortung, auf die Frauen aufmerksam zu machen, die unsere Hilfe für grundlegende Bedürfnisse und die Bereitstellung von Menschenrechten benötigen.

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Je früher uns das bewusst wird, desto besser – denn der Weg ist lang: Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums wird es keiner heute lebenden Frau möglich sein, in einer gleichberechtigten Welt zu leben. Denn wenn es mit der Gleichberechtigung so weitergeht wie bisher, können Frauen weltweit erst in mehr als 133 Jahren mit Gleichbehandlung in allen Bereichen rechnen, so der Bericht. Bedenkt man, dass laut EM 2030 80 Prozent der Frauen in Ländern mit schlechterer Geschlechtergerechtigkeit leben, wird deutlich:

Es ist nötig, dass wir uns mit einer globalen Idee der gleichgestellten Frau identifizieren. In der Konsequenz bedeutet das, sich zu überlegen, wie unsere Privilegien verantwortungsvoll eingesetzt und Betroffene unterstützt werden können – ohne sie dabei zu bevormunden. Und wenn die bürgerlichen Parteien Europas künftig einmal mehr die Achtung von Frauenrechten hochhalten, sollten wir uns daran erinnern: Gleichberechtigung darf kein Privileg sein.

Mehr: Als Deutsch-Ukrainerin im Konfliktgebiet: „Jemand muss doch da sein“

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