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KriseFünf Gründe, warum Unternehmer nicht auf die Politik hoffen sollten

2025 wird das Jahr der Entscheidung für viele Familienunternehmer. Eine neue Regierung wird ihnen die Probleme nicht abnehmen. Es bleiben zwei Optionen. Ein Kommentar.Anja Müller 01.01.2025 - 14:36 Uhr
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Die Kanzlerkandidaten der Parteien: Wer hat da noch Hoffnung? Foto: Kappeler/Albert/Wendt/dpa

Eine notwendige Bedingung für jede Form des Unternehmertums ist Optimismus. Nur wo die Hoffnung auf die Zukunft gedeiht, tun dies auch Geschäftsmodelle. Ein Problem des Standorts Deutschland aber ist: Sehr viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben im Jahr 2024 ihren Optimismus verloren.

Dass diese notwendige Bedingung für Unternehmertum fehlt, liegt auch daran, dass zahlreiche hinreichende Bedingungen immer weniger erfüllt werden: ausreichend gute, qualifizierte, veränderungswillige Mitarbeitende, Behörden, die für gute Infrastruktur und Chancengleichheit sorgen, Rahmenbedingungen, die mehr als eine Legislaturperiode überdauern, wettbewerbsfähige Energiepreise und Steuern.

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Das ist eine Melange an Problemen, die einen Funken Hoffnung, der vielen Unternehmerinnen und Unternehmern noch geblieben ist, gleich wieder relativieren dürfte: dass nach dem Ende des Ampelgewürges und mit dem Start einer neuen Bundesregierung nach den Wahlen am 23. Februar endlich vieles besser wird. Denn zum einen dürfte  angesichts des erwartbar komplizierten Wahlergebnisses eine Regierungsbildung bis in den Sommer hinein dauern. Zum anderen ist diese Vielfalt an Problemen nicht durch ein, zwei schnelle politische Entscheidungen zu lösen.

Was heißt das nun für 2025? Wenn Unternehmen nicht mehr darauf hoffen können, dass Politik die Rahmenbedingungen verbessert, bleibt ihnen eine naheliegende Lösung: Sie könnten ihren Pessimismus zum Anlass nehmen, ihr Unternehmen oder Teile davon zu verkaufen. Oder zu schließen. Je weniger optimistisch die Aussichten sind, desto niedriger ist die Hemmschwelle, genau das zu tun.

Fünf Gründe, warum 2025 entscheidend wird

So wird das Jahr 2025 das Jahr der Entscheidung für viele mittelständische Unternehmen – und zwar entlang dieser fünf Punkte:

1. Hohe Kosten: Die Kosten für Energie und Bürokratie erdrücken viele Firmen. Vor allem die industriell geprägten Unternehmen sind bereits im europäischen Vergleich benachteiligt, weil die Strom- und Energiepreise hierzulande noch höher sind als im Rest der EU. Auch bei der Bürokratie gilt, dass die deutsche Verwaltung offenbar gründlicher und weniger digital ist als in anderen EU-Mitgliedstaaten.

2. Steigender Wettbewerbsdruck: Der mutmaßlich wachsende Protektionismus der Amerikaner unter einem neuen alten Präsidenten Donald Trump und die staatlich gelenkte Wirtschaft in China, die die  Märkte in Europa gnadenlos mit billigen Produkten flutet, nehmen viele deutsche Firmen in eine Art Zange: Einer ihrer wichtigsten Märkte wird für sie schwieriger zu erreichen, gleichzeitig wird die Wettbewerbssituation auf dem Heimatmarkt aussichtsloser. Für manche Unternehmen werden alle Anstrengungen nicht ausreichen, um preislich zu konkurrieren. Das könnte sogar Weltmarktführer ins Schwanken bringen.

3. Zu wenig Transformationserfolge: Neue Industrien sind aber noch nicht ausreichend entstanden. Die grüne Transformation ist bei vielen Unternehmen noch nicht genug vorangeschritten. Deutsche Unternehmen hätten hier zur Avantgarde werden können, doch da ist zu wenig passiert. Manche haben zu lange gezögert, manchen fehlte der Mut oder die Kunden, die diesen Weg mit beschritten hätten. So werden 2025 auch Geschäftsmodelle in Gefahr geraten.

4. Zu wenig Digitalisierung: Die Digitalisierung ist hierzulande noch nicht weit genug vorangeschritten, allen voran bei den Behörden nicht. Aber auch im deutschen Mittelstand muss mehr als ein Schalter umgelegt werden, wenn sich Unternehmen agiler aufstellen wollen. Nur Firmen mit einer zeitgemäßen Digitalinfrastruktur können Künstliche Intelligenz im Wettbewerb nutzen.

5. Unattraktives Steuersystem: Wer sich mit all diesen Problemen abmüht, kann schon ins Grübeln kommen, ob man den eigenen Kindern solche Probleme wünscht, zumal die Forderungen nach Reichen-, Vermögen- und Erbschaftsteuer im Wahlkampf wieder lauter werden.

Bei Dunkelflauten wird der Strom knapp: Mittelständler brauchen aber verlässliche Energie. Foto: IMAGO / MiS

Wer hat da noch den Mut und den Elan, ein Unternehmen weiterzuführen? Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie gar nicht mehr so sehr darum buhlen, dass ihre Kinder in die operative Nachfolge gehen. Im Ergebnis tummeln sich immer mehr der jungen Nachfolger in den Aufsichts- und Beiräten. Der Weg zu den Beschäftigten wird so immer länger, der zu möglichen Finanzinvestoren oder strategischen Übernehmern kürzer.

Die Kinder sind oft global gebildet, können also auch ohne Unternehmen erfolgreich sein. Und die Eltern? Wenn diese ihre Unternehmen verkaufen, können sie ihre Risiken mit flüssigem Geld besser diversifizieren als mit einem Unternehmen, das vielleicht noch nicht so agil, so grün, so international, so attraktiv für die nächste Generation an Nachfolgern und Arbeitskräften ist.

Wie Optimismus neu entstehen könnte

Also wird alles immer schlimmer? Das muss so nicht sein. Denn es gäbe eine Alternative dazu, das unternehmerische Lebenswerk angesichts dieser Herausforderungen einfach anderen zu übertragen oder einzustellen.

Optimismus entsteht dann, wenn man Selbstwirksamkeit erreicht. Und die finden Unternehmerinnen und Unternehmer vor allem in der eigenen Firma. Wer von der Transformation von außen also nicht kalt erwischt werden will, muss sie selbst im eigenen Unternehmen starten. Er oder sie muss mutiger werden, den Wandel aus sich heraus anzustoßen und nicht auf Impulse aus der Politik zu warten.

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Wer sich von einer neuen Regierung nichts erhofft, wird auch nicht enttäuscht werden.

Nutzen ausreichend Unternehmen diese Chance der selbst gestalteten Transformation, würden nicht wegen der Politik mehr oder weniger Unternehmen entstehen – sondern unabhängig davon. Gelingt das nicht, wird 2025 allerdings vermutlich das Jahr, in dem der deutsche Mittelstand schrumpft.

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