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Morning Briefing Die Teilung des Hauses Oetker

23.07.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

wenn wir an die jüngsten Nachrichten aus dem Hause Oetker denken, fällt uns der Klassiker „Anna Karenina“ von Tolstoi ein: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ In der Bielefelder Pudding-Dynastie ist es acht Erben aus drei Ehen des verstorbenen Patrons Rudolf-August Oetker nicht gelungen, die Gruppe mit 7,3 Milliarden Euro Umsatz und 442 Firmen als Ganzes zu erhalten.

Jetzt wird geteilt und zerlegt, wie die Rinderschulter im Schlachthaus. Die drei Erben aus Oetkers dritter Ehe übernehmen etwa die Schaumwein-Spezialisten Henkell und Freixenet, die erlesene Kunstsammlung sowie die Oetker Hotel-Management Company (OHMC), die edle Hotels – etwa Brenners Park Hotel in Baden-Baden und Cap-Eden-Roc in an der Côte d’Azur – managet.

Wobei diese beiden Hotelgrundstücke bei den fünf Erben aus den anderen beiden Ehen bleiben. Die kümmern sich in der Hauptsache fortan ums Stammgeschäft Nahrungsmittel sowie die Radeberger Gruppe, Deutschlands größte Brauerei.

Und, ganz wichtig: Die Fünf dürfen die Marke nutzen: „Man nehme Dr. Oetker“.

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So kompliziert und basarmäßig die Einigung des Clans auch war, so schwierig waren seit dem Tod von Rudolf-August Oetker 2007 die Familienverhältnisse. Alle acht Kinder erhielten damals je 12,5 Prozent Konzernanteile, ein Ausdruck des Wunschs nach „Harmonie und Eintracht“. Dem sollte auch die Regel dienen, wonach die fünf älteren Geschwister die drei jüngeren nicht automatisch überstimmen konnten. So raubte man sich zuerst die Entscheidungskraft, dann den letzten Rest Familienfrieden. Als Lösung blieb nur Realteilung.

Das kennt man von den feindlichen Brüdern Adi und Rudolf Dassler (Adidas/Puma) nach dem Krieg, von den Albrechts (Aldi Nord und Süd) oder von den Burdas. Manchmal werden Streitfälle auch durch das Herauskaufen eines Gesellschafters, wie bei der Tengelmann-Familie Haub, gelöst oder sogar durch Verkauf des ganzen Unternehmens, wie es im Falle Tönnies möglich erscheint. Dort, in Rheda-Wiedenbrück, zerfleischen sich Onkel und Neffe.
Ein Trost: Vielfach verhindern solide Familienverfassungen in der Republik der Familienunternehmen, dass Blutsverwandtschaften blutig enden.

Es gibt Fürstentümer, Königreiche, Staaten, Bündnisblöcke – und es gibt amerikanische Internet-Giganten. Die haben längst den Status von Großmächten erreicht, die überall auf der Welt Werbegeld absaugen, Kommunikation bestimmen und de facto gesellschaftliche Standards setzen. Was also ist machttechnisch, nur mal als Beispiel, der niederländische Premier Mark Rutte gegenüber Mark Zuckerberg?

Quelle: dpa
Mehrfach hatte Gesundheitsminister Jens Spahn betont, welch Erfolgsgeschichte der Impfnachweis sei. Die nun aufgedeckte Sicherheitslücke stellt das nun infrage.

Irgendwie konsequent also, dass die Europäische Union eine Außenvertretung, eine „Botschaft“, in San Francisco plant – ganz in der Nähe des Tals der digitalen Wunder, des Silicon Valley, wo Facebook, Apple und Google sitzen. Der „Go-West“-Plan geht aus einem Papier des Europäischen Auswärtigen Diensts hervor, das mein Kollege Moritz Koch gefischt hat. Die EU wolle, so heißt es, der „Geopolitik von neuen digitalen Technologien“ mehr Beachtung schenken. Irgendwann nehmen wir noch diplomatische Beziehungen zu diesen Großmächten auf.

Aktien sind nichts für „zittrige Hände“, das haben wir 1001-mal von André Kostolany gehört, dem Altmeister der Börsenkultur. Aber ein gewisser Tremor ist inzwischen bei vielen deutschen Wertpapierhaltern zu erkennen, jetzt, wo es wie am vorigen Montag heftige Korrekturen nach unten gibt. Manchem fällt auf, dass die Flut des billigen Geldes womöglich doch nicht klassische Regeln aushebelt, solche Langweiler wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Buchwert-Verhältnis. Sie haben mittlerweile Höhen irgendwo zwischen Zugspitze und Matterhorn erreicht, wer ist da schon schwindelfrei?

Im Wochenendreport („Die Wohlstandsformel“) legen wir dar, wie Anleger durch die nervösen Zonen navigieren können. Die harte Prüfung werde kommen, wenn die Aktienkurse auch mal um zehn Prozent sinken, schreibt Chefredakteur Sebastian Matthes im Editorial: „Dann wird sich zeigen, ob die Abertausenden neuen Kleinanleger nur Schönwetter-Investoren sind – oder ob sich die Aktienkultur in Deutschland wirklich verändert hat.“

Quelle: imago images/xim.gs
„Globale Tech-Unternehmen sind zu machtvollen Akteuren geworden, die einen so großen Einfluss auf die Gesellschaft haben, wie es in der Vergangenheit selten der Fall war“, so die EU.
(Foto: imago images/xim.gs)

Wer am Mittwoch in Apotheken – wie seit Mitte Juni üblich – einen digitalen Impfpass verlangte, konnte den Laden schnell wieder verlassen. Die Ausstellung solcher Zertifikate wurde in Rücksprache mit dem Bundesgesundheitsministerium gestoppt. Offenbar hatten sich Fake-Apotheken durch eine Sicherheitslücke unberechtigterweise Impfausweise besorgt. Die Aufdeckung geht auf meine Redaktion zurück. Sie ließ sich von zwei IT-Sicherheitsspezialisten die Schwachstelle zeigen und demonstrieren, welche Mängel es bei dem Portal gibt.

Der Deutsche Apothekerverband geht selbstverständlich davon aus, dass die bisher ausgestellten 25 Millionen Impfzertifikate allesamt von richtigen Apotheken stammten. Eine andere Sache ist, dass Kriminelle im Darknet solche Digitalpässe aus Deutschland ebenfalls anbieten. Von Jean Cocteau wissen wir: „Ein halbleeres Glas Wein ist zwar zugleich ein halbvolles, aber eine halbe Lüge mitnichten eine halbe Wahrheit.“

Mein Kulturtipp zum Wochenende: „Der Rausch“ des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, ein Film, der die bürgerliche Gemütlichkeitsfloskel karikiert, wonach man die Sorgen nur in ein Gläschen Wein schütten müsse. Hier geht es um vier nordeuropäische Lehrer in der Midlife-Crisis, die eine Idee empirisch testen: Was passiert, wenn man sich täglich 0,5 Promille Alkohol zuführt? Man wird lustig und will, kleiner Spoiler, irgendwann mehr. Vor allem durch Mads Mikkelsen in der Rolle des Martin lohnt sich der Kinobesuch. Die seriösen Freunde von der „Frankfurter Allgemeinen“ hat das Ganze jedenfalls zur gut eingepegelten Überschrift „Leber und leben lassen“ inspiriert.

Und dann ist da noch Caroline Bosbach, Tochter des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach, die sich in ihrem neuen, leicht fiktiven Buch „Schwarz auf Grün“ das Amt einer Wirtschaftszukunftsministerin erdichtet hat. Damit hat sie karrieretechnisch den populären Herrn Papa schon mal überrundet. Wir sind also mit Frau Bosbach im Jahr 2030, es regiert „Jamaica“, und diesen Plot nutzt die Autorin – Coautor ist der Wissenschaftler Torsten Weber – um im Stil eines Drehbuchs für eine Miniserie Jedermann-Fragen zu beantworten. Zum Beispiel: „Haben wir gegen die Chinesen überhaupt noch eine Chance?“

Die Dialoge hat die Wahlkampfleiterin der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordneten Bettina Wiesmann den Gesprächen mit Bürgern oder Wählermails entnommen. Sie habe im Superwahljahr ein Buch schreiben wollen, „das wirklich jeder versteht, auch gerade außerhalb akademischer Zirkel“, sagt Caroline Bosbach. Für die Ministerin-Karriere hat die 31-Jährige ja noch etwas Zeit.

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende, an dem Sie jeder versteht.

Herzliche Grüße
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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