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Morning BriefingIrak, Afghanistan und jetzt Iran? Der fatale Traum vom Regime Change

Christian Rickens 17.06.2025 - 06:30 Uhr
Morning Briefing

G7-Gipfel: Trump reist vorzeitig ab / Netanjahu-Äußerung: Traum vom Regimewechsel im Iran

17.06.2025
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Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

Donald Trump verlässt das Treffen der sieben großen Industrienationen bereits am ersten Tag. Wie das Weiße Haus mitteilt, wird der US-Präsident „heute Abend nach Washington zurückkehren, um sich um viele wichtige Angelegenheiten zu kümmern“. Die US-Regierungszentrale nannte die Lage im Nahen Osten als Grund für die vorgezogene Abreise.

Zuvor hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) darum bemüht, einen Schulterschluss mit den USA auf dem G7-Gipfel zu finden. So war er einer der zwei Staatschefs, die Trump vor Beginn des Gipfels vorab zum persönlichen Gespräch traf – neben Kanadas Premierminister und Gastgeber Mark Carney. Es war nach dem Antrittsbesuch von Merz in Washington Anfang Juni bereits das zweite Treffen mit Trump binnen zwei Wochen.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und US-Präsident Donald Trump treffen auf dem G7-Gipfel in der Pomeroy Kananaskis Mountain Lodge für ein bilaterales Gespräch zusammen. Foto: Guido Bergmann/Bundesregierung/d

Zu bereden gibt es auf dem Gipfel eigentlich genug:

    Nahost: Laut Merz drängten die Europäer in Kananaskis auf eine Erklärung: Am frühen Dienstagmorgen meldet die Deutsche Presse-Agentur, dass US-Präsident Donald Trump und die anderen G7-Chefs sich unerwartet auf eine gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran verständigt haben. In dem Text wird Israels Recht auf Selbstverteidigung betont und erklärt, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe.Handelsstreit: Zuletzt schien die EU bereit, einen pauschalen US-Einfuhrzoll für Importe aus der EU von zehn Prozent zu akzeptieren, um noch höhere Zölle auf den Export von Autos, Maschinen oder Pharmazeutika abzuwenden. So hatte es das Handelsblatt in Brüssel erfahren. „Ich denke, wir werden einige neue Handelsabkommen abschließen“, hatte Trump noch vor dem Abflug nach Kanada erklärt. Ein Durchbruch im Zollstreit wird auf dem G7-Gipfel nicht erwartet.Ukraine: Auch substanzielle Fortschritte bei der Unterstützung der Ukraine sind nicht in Sicht. „Wir können schon froh sein, wenn wir den Status quo halten können“, sagte ein deutscher Regierungsvertreter mit Blick auf die Trump-Regierung. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist die vorzeitige Abreise Trumps bitter: Er war extra nach Kanada gereist in der Hoffnung, im Kreise von Verbündeten besser auf Trump einwirken zu können mit dem Ziel, weitere militärische und finanzielle Unterstützung der USA zu sichern.

Ein Zeichen dafür, wie gering Trump die G7 schätzt, sei die Abreise des US-Präsidenten nicht, hieß es übrigens in deutschen Delegationskreisen. Trump will am Abend offenbar noch den Nationalen Sicherheitsrat einberufen.

Demonstration gegen das iranische Regime in Hamburg. Foto: Bodo Marks/dpa

Netanjahus Traum vom Regimewechsel im Iran

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu scheint eine gezielte Tötung von Irans Oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei nicht auszuschließen. „Das wird den Konflikt nicht eskalieren lassen, das wird den Konflikt beenden“, sagte Netanjahu im Interview mit dem US-Sender ABC auf die Frage, ob er die Sorge der US-Regierung teile, dass eine Tötung Chameneis den Konflikt außer Kontrolle geraten lassen könnte. Auf die direkte Frage, ob Israel plane, Chamenei zu töten, sagte Netanjahu:

Wir tun, was wir tun müssen. Ich werde da keine Details erörtern.

Netanjahu träumt ganz offen von der Option eines „Regime Change“ in Teheran. Aber wäre das, was nach Chamenei käme, wirklich besser? Unsere Nahost-Korrespondentin Inga Rogg erinnert daran, was ab 2003 nach dem bejubelten Sturz des Despoten Saddam Hussein im Nachbarland Irak geschah:

Sunnitische Aufständische rissen mit Autobomben- und Selbstmordanschlägen Tausende Zivilisten, vor allem Schiiten, in den Tod. Es folgte ein Blutvergießen zwischen sunnitischen Al-Qaida-Anhängern und schiitischen Milizen. Das ebnete den Weg für den Aufstieg des „Islamischen Staats“, der 2014 Teile des Iraks und Syriens überrannte und einen Massenmord an der Minderheit der Jesiden verübte.

Nicht nur im Irak endete der vom Westen beförderte Regimewechsel im blutigen Chaos. Afghanistan und Libyen waren ähnliche Misserfolge.

Bundesaußenminister Johann Wadephul: „Die völkerrechtliche Aufarbeitung dieses Konfliktes ist anspruchsvoll“. Foto: dpa

Verstößt Israel gegen das Völkerrecht?

Nach dem israelischen Angriff auf den Iran sicherte Bundeskanzler Merz der israelischen Regierung zu, dass Israel das Recht habe, „seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen“. Ein paar Tage später hört sich das von Mitgliedern der Bundesregierung schon etwas differenzierter an. Das Problem: So klar ist es nicht, dass Israel tatsächlich das internationale Recht auf seiner Seite hat.

„Die völkerrechtliche Aufarbeitung dieses Konfliktes ist anspruchsvoll“, sagte zum Beispiel Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) auf eine Frage des Deutschlandfunks am Montagmorgen. Er sei in der jetzigen Situation dazu nicht in der Lage.

Die israelische Regierung argumentiert, dass der Schlag gegen den Iran eine Präventivmaßnahme darstelle. Die ist dann vom Völkerrecht gedeckt, wenn ein gegnerischer Angriff unmittelbar bevorsteht. Experten bezweifeln jedoch, dass ein Angriff des Irans auf Israel wirklich so kurz bevorstand.

Lange Staus auf den Straßen Teherans. Foto: AFP

Angeblich Verhandlungsbereitschaft in Teheran

Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ ist der Iran zu Zugeständnissen bereit, wenn Israel die Angriffe beendet. Arabische Vermittler hätten eine Botschaft des Irans an Israel und die USA überbracht, um wieder Gespräche über das Atomprogramm aufzunehmen. Trump äußerte sich am Abend in eine ähnliche Richtung.

Auf dem Kriegsschauplatz ist von Entspannung allerdings nichts zu spüren, auch gestern haben sich der Iran und Israel wieder wechselseitig mit Luftschlägen attackiert. Alles Wichtige dazu in unserem Newsblog.

Audi-Fahrzeuge: Exklusive Zahlen zeigen, dass die VW-Tochter fast die Hälfte ihrer Verkäufe mit rabattierten Leihwagen und Vorführfahrzeugen erzielt. Foto: picture alliance / dpa

Letzter Ausweg „orangener Kanal“

Audi stärkt die eigenen Absatzzahlen offenbar immer stärker mit margenschwachen Verkäufen. 2024 gingen über 47 Prozent der verkauften Fahrzeuge an Autovermieter, die öffentliche Verwaltung oder als sogenannte „künstliche Zulassung“ zu den Händlern. Das zeigen exklusive Zahlen der Marktforschungsfirma Dataforce, die dem Handelsblatt vorliegen. 2017 hatte der Anteil dieser margenschwachen Vertriebskanäle noch unter 40 Prozent gelegen. Auch BMW kommt hier auf hohe Werte, wie unsere Grafik zeigt.

Insbesondere Autovermieter sind meist nur dann bereit, Tausende Fahrzeuge in ihre Flotten aufzunehmen, wenn sie dafür attraktive Konditionen erhalten. Das Ziel des Vertriebs über den „orangenen Kanal“, wie etwa der Vermieter Sixt in der Branche genannt wird, sind nicht hohe Gewinne. „Wer Volumen benötigt, öffnet diese Ventile“, sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft:

Audi ist hier sehr auffällig unterwegs. Der Konzern leidet unter einer veralteten Produktpalette und tut sich seit dem Dieselskandal schwer.

Der Privatkundenanteil am Gesamtabsatz liegt bei Audi bei lediglich 18 Prozent. 2017 war er noch fast doppelt so hoch. Bei BMW ist der Privatkundenanteil zwar im Vergleich zu 2017 ebenfalls deutlich gesunken, von rund 31 auf weniger als 25 Prozent. Doch die Münchener können dies im Gegensatz zu Audi mit Firmenwagen und anderen soliden Absatzkanälen gut kompensieren.

Bei Mercedes ist der Anteil der Privatkunden gegen den Markttrend in den vergangenen Jahren sogar um eineinhalb Prozentpunkte gestiegen. Gut 36 Prozent ihrer Neuwagen in Deutschland liefern die Schwaben mittlerweile an private Halter aus – doppelt so viele wie Audi.

Blaise Metreweli wird erste Chefin des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6. Foto: dpa

Eine Chefin für den MI6

30 Jahre ist es her, dass der Spion und Schwerenöter James Bond im Film „Golden Eye“ eine weibliche Chefin bekam. Mit Judi Denchs alias „M“s Ersteinschätzung ihres Mitarbeiters 007 war der Ton für die kommende Zusammenarbeit gesetzt:

Ich halte Sie für einen sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier, ein Relikt des Kalten Krieges.

Der Kalte Krieg musste erst zurückkehren, bevor die Realität da angelangt ist, wo die Fiktion schon 1995 war. Im Oktober soll Blaise Metreweli zur ersten Chefin des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 aufsteigen, berichtet die „Financial Times“. Anders als in den Bond-Filmen werde diese Position allerdings nicht mit „M“, sondern mit „C“ bezeichnet.

Der „Financial Times“ ist auch die hübsche Ironie nicht entgangen, dass Metreweli derzeit Technologiechefin des Geheimdienstes ist und damit jene Rolle ausübt, die in den Bond-Filmen von „Q“ verkörpert wird. Metreweli tritt als MI6-Oberhaupt die Nachfolge von Sir Richard Moore an, zu dessen Name mir nun wirklich mehr als nur eine Bond-Anspielung einfällt.

Aber prompt erinnere ich mich an Judi Denchs mahnende Worte: „Wenn ich Ironie will, spreche ich mit meinen Kindern.“ Und frage daher ganz ernsthaft: Wann bekommt eigentlich der Bundesnachrichtendienst mal eine Chefin?

Ich wünsche Ihnen einen aufgeklärten Dienstag.

Herzliche Grüße,

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Ihr

Christian Rickens

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