Coronakrise Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer setzt Landwirte unter Druck

Der Bauernverband fürchtet wegen der Coronakrise und ausbleibenden Saisonarbeitskräften Ernteausfälle beim Obst und Gemüse.
Berlin In den vergangenen Tagen hatte sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dafür stark gemacht, dass trotz Coronakrise angesichts der bevorstehenden Spargelernte und Pflanzzeit Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer nach Deutschland einreisen dürfen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) entschied anders. Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer dürfen ab sofort nicht mehr nach Deutschland einreisen. Dies habe der Innenminister nach Abstimmung im Bundeskabinett zur weiteren Eindämmung der Infektionsgefahren durch das Coronavirus entschieden, teilte das Bundesinnenministerium mit.
Die Regelung gelte für Einreisen aus Drittstaaten, Großbritannien sowie EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die den so genannten Schengen-Besitzstand nicht voll anwenden, und für Staaten, zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wiedereingeführt wurden.
„Das trifft unsere Landwirte enorm hart“, sagte die Landwirtschaftsministerin am Nachmittag. Die Entscheidung sei „zu respektieren“, dennoch aber „ein harter Schlag.“
Das Coronavirus setzt die Landwirte unter Druck. Manche wissen nicht, wie sie ihre Ernte ohne Helfer aus Ost- und Südosteuropa einbringen sollen. Der Bauernverband hatte zuvor von annähernd 300.000 Saisonarbeitskräften gesprochen, die vor allem zwischen April und Ende Oktober in Deutschland benötigt würden. Der Verband hatte ebenfalls darum geworben, die Anreise der ausländischen Saisonarbeitskräfte sicherzustellen.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, erklärte, angesichts der vielen helfenden Hände aus dem Ausland habe man stärkere Anreize für all jene in Deutschland geschaffen, die in der Landwirtschaft mitarbeiten wollten. So würden beispielsweise Nebeneinkünfte aus der Landwirtschaft bis zur Höhe des bisherigen Lohns nicht auf das Kurzarbeitergeld angerechnet.
Erntehelfer-Plattform stark genutzt
Über eine neue Job-Vermittlungsplattform www.daslandhilft.de können sich potentielle Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Agrarsektor miteinander vernetzen. „Ich rufe alle Landwirtinnen und Landwirte auf, diese Hilfe anzunehmen und das Portal verstärkt zu nutzen“, sagte Stegemann. Die Plattform wurde am 23. März freigeschaltet und steht bundesweit zur Verfügung.
Weil viele Gastronomie- und Einzelhandelsbetriebe aufgrund der Coronakrise gerade geschlossen sind, können viele Menschen nicht arbeiten. Gleichzeitig fehlen in der Landwirtschaft tausende Arbeitskräfte, weil Saisonarbeitskräfte ausfallen.
Agrarministerin Klöckner hatte darum bereits in der vergangenen Woche vorgeschlagen, dass in der Landwirtschaft fehlende Erntehelfer durch Arbeitskräfte aus anderen Branchen aufgefangen werden könnten.
Das Portal werde „überrannt“, sagte Klöckner am Vormittag im Südwestrundfunk. Bis Dienstagabend hätten sich bereits mehr als 16.000 Menschen gemeldet, die in der Landwirtschaft arbeiten wollten. Im Bayerischen Rundfunk bekräftigte die CDU-Politikerin ihren Vorschlag, dass es möglich sein solle, auch Asylbewerber, die keine Arbeitserlaubnis haben, in der Landwirtschaft als Saisonkräfte einzusetzen, wenn sie dies wollten.
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