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Corona-Pandemie Wie zwei Bundesstaaten die Delta-Zahlen in den USA hochtreiben

Die vierte Welle der Covid-Pandemie wütet in den USA. Zwei republikanisch regierte Bundesstaaten tragen entscheidend dazu bei – und legen sich mit Präsident Joe Biden an.
06.08.2021 - 20:01 Uhr Kommentieren
Wie Florida ist auch Texas konservativ geprägt. Quelle: AP
Proteste gegen eine Impfpflicht bei Krankenhausmitarbeitern in Houston, Texas

Wie Florida ist auch Texas konservativ geprägt.

(Foto: AP)

Washington Schnell kann die Pandemie wieder außer Kontrolle geraten, wenn Regionen in einer niedrigen Impfquote verharren. Das zeigt sich derzeit in den USA. Aktuell meldet das Land jede Sekunde einen neuen Covid-Fall. Bei der vergangenen Welle im Winter waren es durchschnittlich drei Fälle pro Sekunde.

Der Vormarsch der Delta-Variante gibt Anlass zur Sorge. Binnen vier Wochen haben sich die Infektionen verzehnfacht, mancherorts füllen sich wieder die Intensivstationen. In den meisten Fällen sind ungeimpfte Patientinnen und Patienten von schweren Verläufen betroffen. 

US-Präsident Joe Biden warnte bereits vor einer „Pandemie der Ungeimpften“ und appellierte an alle US-Bürgerinnen und -Bürger: „Jede Spritze zählt.“ Zwar haben bereits 192 Millionen US-Amerikaner mindestens eine Dosis der Impfstoffe erhalten. Das entspricht 70 Prozent der Erwachsenen. Aber nur 49,7 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft.

Das erhöht die Gefahr von „Durchbruchinfektionen“, also Infektionen trotz vollständigen Impfschutzes. Ebenso steigt das Risiko, dass hochansteckende Varianten immer wieder zum Problem werden. Die Hauptursache der vierten Welle ist die ungleiche Verteilung der Impfrate: So sorgt eine Handvoll Bundesstaaten – überwiegend ländlich, überwiegend konservativ – für den Großteil der Neuinfektionen. Laut dem Weißen Haus sind zwei Staaten für ein Drittel aller positiven Fälle verantwortlich: Florida und Texas. 

Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität verzeichneten die USA in der letzten Juliwoche 598.214 neue Corona-Fälle. 68.525 davon wurden in Texas gezählt, 110.724 in Florida. Zusammen kommen die beiden Staaten damit auf etwa 180.000 Neuinfektionen pro Woche. 

Vorbehalte gegen die Impfung

Die Gründe für Impfskepsis sind vielfältig. Jüngere Menschen gehen tendenziell seltener zum Impfen, womöglich, weil sie sich von Covid weniger bedroht sehen. So zeigen es Studien. Dabei sorgt Corona auch unter Jüngeren für schwere Krankheitsverläufe. Erst ab Herbst könnten die Vakzine auch für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen werden.

Mehr Sorglosigkeit bei Jüngeren. Quelle: imago images/ZUMA Wire
Elektonikmusik-Festival in Tampa, Florida im Mai

Mehr Sorglosigkeit bei Jüngeren.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

In Teilen der afroamerikanischen Bevölkerung gibt es ebenfalls Vorbehalte. Zum Teil hat das Misstrauen ins Gesundheitssystem historische Gründe. So wurden Schwarze in den USA bis in die 70er-Jahre hinein zu medizinischen Experimenten gezwungen und selbst nach dem Ende der Sklaverei lange diskriminiert und unterversorgt.

Was speziell Florida und Texas verbindet: Beide gehören zu den bevölkerungsreichsten Staaten der USA. Die vollständige Impfquote beträgt jeweils unter 50 Prozent. Politische Gründe liegen nahe. Denn Florida und Texas sind konservativ geprägt und werden von republikanischen Gouverneuren verwaltet, die fast alle Covid-Schutzmaßnahmen ablehnen.

Ron DeSantis (Florida) und Greg Abbott (Texas) haben ihren Landkreisen, Städten und Schulen zum Beispiel untersagt, eine Maskenpflicht zu verhängen. Auch Gastronomie und Tourismus bleiben weitgehend unreguliert. „Florida ist offen“, unterstrich DeSantis. „Es wird keine Schulschließungen, keine Einschränkungen, keine Mandate geben.“

Der Republikaner, der als Präsidentschaftskandidat gehandelt wird, verabschiedete im Frühjahr ein Dekret, das die Anwendung digitaler Impfpässe untersagt. Von vielen Konservativen wird er dafür verehrt, dass er die Wirtschaft in der Pandemie offen ließ und demokratische Staaten mit restriktiven Regeln scharf kritisiert.

Floridas Gouverneur wird auch als Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt. Quelle: AP
Ron DeSantis

Floridas Gouverneur wird auch als Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt.

(Foto: AP)

Über New York City sagte DeSantis: Die Stadt verwandele sich in einen „biomedizinischen Sicherheitsstaat“, der die Freiheitsrechte verletze. Die Metropole verlangt neuerdings einen Impfnachweis von Menschen, die Bars oder Restaurants betreten wollen.

Florida war relativ glimpflich durch die zweite und dritte Welle gekommen, viele Unternehmer und digitale Nomaden zog es in den „Sunshine State“. Doch inzwischen ist die Lage dramatisch. Ganz Florida ist ein Meer aus tiefroten Landkreisen mit hohen Infektionsraten.

Derzeit ist jedes vierte Krankenhausbett von einem Covid-Patienten belegt, 2400 Betroffene sind auf Intensivstationen. Neil Finkler, Leiter des Gesundheitsverbands Advent Health Central Florida, sagte dem Sender CNN: „Jetzt füllen auch die Jungen und Gesunden, sogar Schwangere, unsere Krankenhäuser.“

Der Verband Florida Hospital Association prognostiziert, dass zwei Drittel der Krankenhäuser binnen Tagen mit einem „kritischen Personalmangel“ konfrontiert würden. In einigen Kliniken werden reguläre OPs aus Kapazitätsgründen abgesagt. In Orlando haben Krankenhäuser begonnen, Betten in Konferenzräumen, Cafeterien und Hörsälen aufzustellen.

Impfskeptiker sind ein Problem für Biden

Auch in Texas ist die Lage mancherorts angespannt. In der Großstadt Austin sind fast alle Intensivbetten belegt, warnten Behörden. Ähnlich wie in Florida füllen sich die Stationen mit Ungeimpften, sagte Angela Clendenin, Professorin an der Texas A&M School of Public Health. „Wenn sich zu viele Menschen nicht impfen lassen, riskieren wir den Zusammenbruch eines der modernsten Gesundheitssysteme der Welt.“ Trotz der Anordnung von Gouverneur Abbott erließ die texanische Metropole Houston eine Maskenpflicht für Angestellte der Stadtverwaltung. 

Die Intensivstationen des Bundesstaates füllen sich mit Ungeimpften. Quelle: Reuters
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott

Die Intensivstationen des Bundesstaates füllen sich mit Ungeimpften.

(Foto: Reuters)

Für Biden werden Impfskeptiker zum größten Problem seiner Präsidentschaft. Schließlich könnten laut Experten aggressive Varianten wie Delta den Wirtschaftsaufschwung gefährden. „Wenn Sie nicht helfen wollen, gehen Sie zumindest den Leuten aus dem Weg, die versuchen, das Richtige zu tun“, sagte Biden diese Woche an die Gouverneure von Florida und Texas gerichtet. Blockaden von Maskenpflichten und Impfnachweisen seien absolut kontraproduktiv, warnte er.

Der Präsident lobte US-Unternehmen, die eine Impfpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeführt haben. Auch in Bundesbehörden gelten neue schärfere Regeln: Die vier Millionen Bundesbediensteten müssen entweder eine Impfung nachweisen oder sich regelmäßigen Covid-Tests unterziehen.

Dass das Impftempo zuletzt in fast allen Bundesstaaten angezogen hat, ist ein Hoffnungsschimmer. Die Drogeriekette Walgreens teilte am Mittwoch mit, dass die Impfquote auch in Florida und Texas seit einigen Tagen steigt. Die Bundesregierung hat noch mehr Impfzelte aufstellen lassen und will so viele Unentschlossene wie möglich überzeugen.

Der republikanische Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, sagte, sein Bundesstaat erlebe einen „signifikanten Anstieg“ der Impfraten, besonders in ländlichen Gebieten. „Die Angst vor der Delta-Variante ist sicherlich ein Grund“, sagte er. Neuerdings werden Zögernde zudem mit einer Prämie von 100 Dollar gelockt. Im Frühjahr hatte Ohio eine Million Dollar unter allen Impfwilligen verlost („Vax-a-Million“). „Wir glauben, dass deshalb mindestens 100.000 Menschen mehr geimpft wurden.“

Mehr: Mehr Rechte für Geimpfte - die Zweiklassengesellschaft ist mancherorts schon Realität

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