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Griechenland Corona-Pandemie stürzt Athen tief in die Schulden

Der griechische Finanzminister pumpt Milliarden in die Wirtschaft, um Unternehmen zu stützen und gefährdete Arbeitsplätze zu retten. Die Schuldenquote steigt auf über 200 Prozent.
14.04.2021 - 19:23 Uhr Kommentieren
Griechenland muss sich weiter verschulden, um die Folgen der Pandemie abzumildern. Quelle: dpa
Wartende vor einem Testzentrum in Athen

Griechenland muss sich weiter verschulden, um die Folgen der Pandemie abzumildern.

(Foto: dpa)

Athen Die dritte Welle der Pandemie treibt nicht nur Griechenlands öffentliches Gesundheitssystem ans Limit. Sie wirft auch den Haushaltsplan von Finanzminister Christos Staikouras aus der Bahn. Über 24 Milliarden Euro hat er im vergangenen Jahr bereitgestellt, um die Folgen der Corona-Rezession für die vom Lockdown betroffenen Firmen und Arbeitnehmer abzufedern. In diesem Jahr gab er dafür bereits weitere 14 Milliarden aus, fast doppelt so viel wie im Budget angesetzt.

Mit 38 Milliarden Euro beläuft sich die Summe der bisher ausgezahlten Staatshilfen fast auf ein Viertel des letztjährigen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zwar soll ein Teil der als Überbrückung gewährten Gelder nach dem Ende des Lockdowns zurückgezahlt werden. Aber sicher ist das nicht.

Fast vier von zehn Inhabern kleiner und mittelgroßer Unternehmen fürchten, dass die Pandemie sie in die Pleite treibt, so eine Umfrage vom Februar. Der Finanzminister muss also möglicherweise Forderungen abschreiben. Die Folge: steigende Fehlbeträge im Haushalt und wachsende Schulden. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erreichte 2020 das Primärdefizit im Haushalt sieben Prozent vom BIP – nach einem Überschuss von 3,6 Prozent im Jahr davor. Für 2021 erwartet der IWF einen Fehlbetrag von sechs Prozent.

Finanzminister Staikouras muss deshalb den Kapitalmarkt anzapfen. Seit Jahresbeginn nahm er bereits acht Milliarden Euro mit neuen Anleihen auf. Dadurch steigt die Verschuldung. Nach IWF-Berechnungen sind Griechenlands Staatsschulden Ende 2020 auf 213,1 Prozent im Verhältnis zum BIP angewachsen, gegenüber 184,9 Prozent Ende 2019. Griechenland ist damit laut IWF weltweit das Land mit dem zweithöchsten Schuldenanstieg.

Nur in Spanien wuchs der Schuldenberg noch schneller. Erst 2023, so kalkuliert der IWF, wird die griechische Schuldenquote wieder unter die 200-Prozent-Marke fallen. Zum Vergleich: Beim Ausbruch der griechischen Krise 2009 betrug sie noch 126,7 Prozent.

Der griechische Finanzminister Christos Staikouras hat die Konjunkturprognose für sein Land heruntergeschraubt. Quelle: imago images/ANE Edition
Christos Staikouras

Der griechische Finanzminister Christos Staikouras hat die Konjunkturprognose für sein Land heruntergeschraubt.

(Foto: imago images/ANE Edition)

Zu einem größeren Problem werden die privaten Schulden. Sie summieren sich nach Berechnungen des finanzpolitischen Dienstes des griechischen Parlaments auf 243 Milliarden Euro. Davon entfällt ein Drittel auf notleidende Darlehen und Forderungen von Inkassounternehmen. Tendenz steigend: In Bankenkreisen erwartet man, dass die Corona-Rezession zu neuen Kreditausfällen von mindestens fünf Milliarden Euro führen wird.

Zwei Drittel der privaten Verbindlichkeiten sind Steuerschulden und ausstehende Sozialversicherungsbeiträge. Auch diese Summe wächst: Vergangenes Jahr konnten fällige Abgaben von 5,7 Milliarden Euro nicht eingetrieben werden, in den ersten beiden Monaten 2021 kamen weitere 1,57 Milliarden Euro hinzu. Hier schließt sich der Kreis zu den steigenden Staatsschulden: Im diesjährigen Haushalt hat der Finanzminister Steuermehreinnahmen von 3,6 Milliarden Euro angesetzt. Ob sich diese Annahme erfüllt, ist angesichts des fortdauernden Lockdowns fraglich.

Anleger investieren weiter in Griechenland

Der IWF hält trotz der extrem hohen Quote Griechenlands Staatsschulden für tragfähig. Denn rund 80 Prozent liegen bei offiziellen Gläubigern wie dem Euro-Stabilitätsfonds ESM. Die Tilgung erstreckt sich bis ins Jahr 2070, die Zinsen sind niedrig. Auch bei den Anlegern genießt das Land, das noch 2015 am Rand des Staatsbankrotts stand, wieder Vertrauen. Das zeigen die fallenden Renditen und die große Nachfrage der letzten Neuemissionen.

Wichtig für die Schuldentragfähigkeit ist aber vor allem, wie schnell sich Griechenland von der Rezession erholt. Vergangenes Jahr schrumpfte das BIP um 8,2 Prozent. Je länger die Pandemie wütet, desto länger lässt der Aufschwung auf sich warten. Finanzminister Staikouras rechnete noch Ende 2020 für dieses Jahr mit einem Wachstumsschub von 7,5 Prozent. Jetzt hat er seine Prognose auf 4,2 Prozent zurückgenommen. Der IWF rechnet nur mit einem Plus von 3,8 Prozent.

Mehr: Griechische Banken stehen vor neuen Herausforderungen

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