Parteitag Die Trump-Show ist eröffnet – Der Sohn wettert gegen „Peking-Biden“

Der Sohn des Präsidenten ist einer von mehreren Rednern aus der Familie von Donald Trump auf dem Parteitag.
San Francisco Die Republikanische Partei hat am ersten Tag ihres Parteitags in Charlotte, North Carolina, Donald Trump offiziell zu ihrem Kandidaten für die Präsidentenwahl am 3. November gewählt. Alle 2550 Delegierten stimmten am Montag für Trump; der einzige parteiinterne Gegenkandidat Bill Weld erhielt keine Stimme. Auch Vizepräsident Mike Pence wurde einstimmig erneut zum „Running Mate“ gewählt.
Ähnlich wie bei den Demokraten haben die Republikaner für jeden Abend in dieser Woche ein gut zweistündiges Programm zur abendlichen Hauptfernsehzeit angesetzt. Doch anders als die Demokraten kommen die Republikaner zudem tagsüber in Charlotte zusammen, wenn auch wegen des Coronavirus mit nur einem Bruchteil der Delegierten.
Zwar ist die jetzige Convention nur ein Schatten des glamourösen Events, das Präsident Trump erst für North Carolina und dann für Florida geplant hatte – letztlich haben sich nur rund 300 Delegierte vor Ort eingefunden. Trotzdem muss Trump nun nicht ganz darauf verzichten, seine Reden vor jubelnden Anhängern zu halten, die „four more years“ rufen.
Genau das passierte, als sich der Präsident tagsüber nach seiner Nominierung überraschend an die Delegierten in Charlotte wandte. Während einer gut einstündigen Rede warf er den Demokraten vor, die Pandemie zu nutzen, „um die Wahl zu stehlen“, und kritisierte erneut die Briefwahl.
Die Fernsehzuschauer hingegen müssen vorerst noch auf einen Auftritt des Präsidenten warten, denn anders als zuvor angekündigt, trat Trump am ersten Abend der Convention nicht auf.
US-Republikaner nominieren Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten
Dennoch boten die Republikaner dem Publikum vor den Fernsehern ein bunt gemischtes Programm. Dieses drehte sich allerdings nicht um die Partei, sondern ganz um die Person Trumps: Treue Fans sowie loyale Senatoren und Gouverneure hielten Lobreden auf Trump von einem Auditorium in Washington aus, diese wurden für das virtuelle Programm gemischt mit eingespielten Videos von Fans aus dem Rest des Landes. Für die Inszenierung des Parteitags für das Fernsehen hatte Trumps Team extra einen Produzenten seiner früheren Reality-TV-Sendung „The Apprentice“ engagiert.
Trump als einfühlsamer Präsident
Die Republikaner hatten sich offenbar auch vom Programm der Demokraten „inspirieren“ lassen und zeigten vorab aufgezeichnete Gespräche zwischen Trump und Bürgern. Es war Teil des Versuchs, den Präsidenten als Zuhörer und einfühlsame Führungsperson zu inszenieren. Er sprach mit Überlebenden des Coronavirus sowie ehemaligen Geiseln, die während seiner Amtszeit befreit worden waren.
Vor allem mit Blick auf das Coronavirus wollen die Republikaner offenbar das Narrativ ändern: Mehrere Krankenschwestern, Ärzte und Corona-Überlebende dankten Trump für die schnelle Zulassung von Medikamenten. Seine entschiedene Intervention habe „Tausende von Leben gerettet“, behauptete eine Krankenschwester aus West Virginia.
Die Produzenten der Kampagnenvideos fokussierten sich auch auf die Operation „Warp Speed“ – eine massive Investition der Regierung in gleich mehrere potenzielle Impfstoffe gegen das Coronavirus, um eine flächendeckende Immunisierung schnellstmöglich zu gewährleisten. Sie gilt als eine der erfolgreicheren Reaktionen der Regierung Trump auf die Pandemie.
Flirten mit „Black Vote“
Neben dem Coronavirus war der zweite inhaltliche Schwerpunkt die Frage nach dem „Black Vote“: Auffällig viele afroamerikanische Redner traten auf, um sich für Trump als Präsidenten auszusprechen, etwa eine Kongressanwärterin aus Maryland und ein früherer Football-Spieler. Triumphieren konnten die Republikaner besonders damit, dass sie den Demokraten Vernon Jones, einen Abgeordneten aus Georgia, aufboten.
Der Afroamerikaner hat mit seiner Partei gebrochen und unterstützt nun Trump. Er bezeichnete Bidens 47-jähriges Wirken im Kongress als „all talk, no action“.

Auch der republikanische Senator aus South Carolina warb auf dem Parteitag für Donald Trump.
Eine der besten Reden des Abends kam ganz am Ende von Tim Scott aus South Carolina, dem einzigen afroamerikanischen Republikaner im Senat. Er vermittelte als einziger Redner Optimismus und deutete auf seine eigene Abstammung aus armen Verhältnissen als Beispiel dafür, dass man es in Amerika als Schwarzer in einer Generation von den Plantagen in die Politik schaffen könne, also „from Cotton to Congress“.
Scott lobte vor allem die unter Präsident Trump geschaffenen „Opportunity Zones“: eine parteiübergreifende Kongressinitiative als Teil der Steuerreform 2017, die Steuererleichterungen für Investitionen in arme, sprich oft afroamerikanische Viertel schuf. Scott widersprach auch der Darstellung der Demokraten, dass Trump ein Rassist sei.
Scharfe rhetorische Geschosse kamen erwartungsgemäß vom ältesten Sohn des Präsidenten, Donald Trump jr. Er nutzte die Gelegenheit, um in düsteren Worten gegen die Demokraten und „Beijing-Biden“ zu schießen, den er als „Monster von Loch Ness im Sumpf der Demokraten“ bezeichnete.
Der Sohn lobte das Jobwachstum unter seinem Vater und ignorierte dabei großzügig die aktuell Abermillionen von Arbeitslosen im Land. In einem Amerika unter Joe Biden würde nur der Anrufbeantworter drangehen, wenn jemand die Notrufnummer 911 wähle, sagte Trump junior.
Er sprach länger als die meisten Senatoren und Gouverneure am Abend. Überhaupt gab es wenig Platz für traditionelle republikanische Stimmen. Der einzige lebende republikanische Präsident, George W. Bush, hatte sich geweigert, zum Parteitag zu reisen, er ist ein Kritiker des Präsidenten.

Die frühere UN-Botschafterin der USA wird zum gemäßigten Teil der Republikaner gezählt.
Den moderaten Flügel der Partei repräsentierte am ehesten noch die frühere Uno-Botschafterin Nikki Haley, eine der Hoffnungsträgerinnen der Partei. Sie lobte vor allem Trumps außenpolitischen Kurs gegenüber Nordkorea, Iran und China.
Auch verwies sie darauf, wie in ihrem Heimatstaat South Carolina nach dem Amoklauf in einer afroamerikanischen Kirche 2015 das Land zusammengekommen sei – anders als bei den derzeitigen Bürgerprotesten, welche die Demokraten zur Profilierung nutzen würden.
Mehr: Jenseits von Trump scheinen die Republikaner nicht mehr zu wissen, wofür sie stehen, meint Korrespondentin Annett Meiritz.
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Da lob ich mir doch unseren Bundestagswahlkampf, auch wenn der im Vergleich zum amerikanischen Wahlkampf langweilig sein mag. Aber was schon jetzt abgeht, ist gewaltig.