Premier auf der Intensivstation „Das ganze Land steht hinter dir“ – Briten bangen um Boris Johnson
Boris Johnson auf Intensivstation verlegt
London Der britische Premier Boris Johnson ist am Montagabend auf die Intensivstation verlegt worden – rund 24 Stunden, nachdem er ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sein Zustand habe sich am Montagnachmittag verschlechtert, teilte ein Regierungssprecher mit. Laut Medienberichten hatte Johnson Atemprobleme und musste mit Sauerstoff behandelt werden.
Der 55-Jährige sei bei Bewusstsein, berichtete der „Guardian“. Er sei vorsichtshalber auf die Intensivstation verlegt worden, falls er an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden müsse.
Die Nachricht erschütterte die Briten bis ins Mark. Nur Stunden zuvor hatte der Premierminister noch getwittert, er sei „guter Dinge“. Nun wurde schlagartig auch dem Letzten klar: Es ist viel ernster als lange gedacht.
In den sozialen Netzwerken meldeten sich politische Freunde und Gegner zu Wort, um Johnson eine baldige Genesung zu wünschen. „Die normale Parteipolitik ist in Großbritannien heute Nacht aufgehoben“, twitterte Andrew Neil, Herausgeber des konservativen Wochenmagazins „The Spectator“, bei dem Johnson einst Chefredakteur war. „Alle Menschen mit gutem Willen werden auf eine schnelle Erholung des Premierministers hoffen. Er ist in den guten Händen des NHS.“
Oppositionsführer Keir Starmer und sein Vorgänger Jeremy Corbyn erklärten, in Gedanken bei Johnson und seiner Familie zu sein. Einstige Rivalen wie Ex-Premier David Cameron und Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt wünschten alles Gute. „Kämpfe weiter, Boris“, twitterte Hunt. „Das ganze Land steht hinter dir.“
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wünschten Johnson eine rasche Genesung. US-Präsident Donald Trump sagte, die Amerikaner würden für ihn beten. Johnson sei stark und entschlossen, er gebe nicht auf.
Den ganzen Tag über war über Johnsons Gesundheitszustand spekuliert worden. Die Downing Street sprach nun von „hartnäckigen Symptomen“, nachdem in den vergangenen Tagen stets von „milden Symptomen“ die Rede gewesen war. Doch spielte Johnsons Umfeld den Ernst der Lage weiter herunter.
Johnson bittet Außenminister Raab, ihn zu vertreten
Beim Briefing der Hauptstadtkorrespondenten am Montagvormittag hieß es, der Premier führe weiter vom Krankenbett aus die Regierungsgeschäfte. Er habe sich nur für Routineuntersuchungen ins Krankenhaus begeben. Am Montagnachmittag um 17 Uhr bekräftigte Außenminister Dominic Raab bei der täglichen Corona-Pressekonferenz, dass der Premier „guter Dinge“ sei und weiter Anweisungen gebe. Allerdings räumte Raab ein, zuletzt am Samstag mit Johnson gesprochen zu haben.
Nur wenige Stunden später kam dann die Nachricht, dass Johnson auf die Intensivstation verlegt worden sei. Der Premier habe Raab gebeten, ihn zu vertreten, teilte die Regierung mit. Der Außenminister war bereits vor Tagen zum Ersatzmann für den Notfall ernannt worden und hatte auch die Corona-Krisensitzung am Morgen geleitet.
Manche Beobachter hatten schon länger den Verdacht, dass die Downing Street der Öffentlichkeit den wahren Gesundheitszustand Johnsons verheimlichte. Wie der „Guardian“ am Montag berichtete, habe man bereits vergangenen Donnerstag gehört, dass ein Bett im Londoner St.-Thomas-Krankenhaus für den Premierminister vorbereitet wurde, weil sich dessen Zustand in der Quarantäne verschlechtert habe. Die Downing Street habe damals gegenüber dem Blatt dementiert und darauf beharrt, dass Johnson weiter nur milde Symptome zeige.
Johnson war am 27. März positiv auf das Coronavirus getestet worden und hatte seitdem in Quarantäne in seiner Dienstwohnung gelebt. Statt sich auszukurieren, hatte er jedoch weitergearbeitet. Er hatte Sitzungen per Videoschalte geleitet und die Briten per Videobotschaften zum zu Hause bleiben aufgerufen – das letzte Mal am Freitag. Am Donnerstag hatte er sich das letzte Mal in der Öffentlichkeit gezeigt, als er zum wöchentlichen Applaus für die Ärzte und Pfleger vor die Tür der Downing Street trat.
Seine schwangere Verlobte Carrie Symonds hatte am Wochenende mitgeteilt, dass sie ebenfalls die vergangene Woche mit Corona-Symptomen im Bett verbracht habe. Inzwischen gehe es ihr aber wieder besser. Nun muss sie um den Vater ihres Kindes bangen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
„Das ganze Land steht hinter dir.“ twittert Jeremy Hunt. Es ist wirklich schön zu sehen das ein EX-Gesundheitsminister so sehr um Boris Johnson bemüht, vernachlässigt alle diejenigen, deren das kaputtgesparte Gesundheitswesen nicht weiterhelfen kann. Mein Mitgefühl gilt nicht nur Boris Johnson sondern auch all jenen, deren der Premier die Hände so fleißig geschüttelt hat und für die jetzt wegen des Zustands des Gesundheitswesen mit keinerlei Behandlung geholfen werden kann.
Wäre angebracht, wenn Herr Jeremy Hunt auch paar warme Worte auch für alle anderen finden würde.