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Rund 70 Tage vor Olympia Die Vorwürfe gegen China nehmen zu: Olympische Winterspiele drohen für Peking zum Debakel zu werden

Unzufriedene Sportler, Behinderung der Medien – und nun auch noch der Fall des verschwundenen Tennisstars Peng Shuai: Der Druck auf die Staatsführung wächst.
22.11.2021 Update: 23.11.2021 - 10:23 Uhr 1 Kommentar
Winterspiele: Rund 70 Tage vor Olympia - Kritik an Peking wächst  Quelle: dpa
Austragungsort Olympia 2022

Die Winterspiele sollen im Februar des kommenden Jahres stattfinden.

(Foto: dpa)

Peking In Peking laufen die Vorbereitungen der Olympischen Spiele auf Hochtouren. Nicht nur die Sportstätten sollen perfekt in Schuss sein. Seit Mitte November müssen auch alle Menschen, die nach Peking einreisen, einen negativen Covid-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. So soll verhindert werden, dass es vor dem großen Sportevent neue Covid-Fälle in der 20-Millionen-Einwohner-Metropole gibt. Vor den Checkpoints am Stadtrand bilden sich schon jetzt lange Schlangen von genervten Pendlern.

Doch nicht nur wegen des Umgangs mit der Pandemie steht China rund 70 Tage vor den Olympischen Winterspielen in der Kritik. Den Organisatoren der Spiele wird Behinderung der Berichterstattung vorgeworfen, Sportler klagen über die widrigen Bedingungen, unter denen Testläufe für die Spiele stattgefunden haben. Und nun wirft auch noch der Vorfall um die Tennisspielerin Peng Shuai ein schlechtes Licht auf Peking. Was als großes Prestige-Event für die chinesische Staatsführung geplant war, droht zum Debakel zu werden.

Um die bekannte chinesische Tennisspielerin Peng Shuai ist in den vergangenen Tagen eine internationale Debatte entbrannt, die immer weitere Kreise zieht. Nachdem die 35-Jährige den ehemaligen chinesischen Vize-Premierminister Zhang Gaoli Anfang November öffentlich beschuldigt hatte, sie sexuell missbraucht zu haben, war Peng verschwunden.

Unter anderem der Welt-Frauentennisverband (WTA) hatte daraufhin große Sorge um sie geäußert. Freitag sagte die Sprecherin der US-Regierung, US-Präsident Joe Biden wolle „zuverlässige“ Beweise für das Wohlergehen von Peng. Chinesische Staatsmedien versuchten daraufhin, mit Videoaufnahmen der vermissten Tennisspielerin und einem angeblich von ihr verfassten Brief zu beweisen, dass es ihr gut gehe.

Am Sonntag ließ sich dann sogar das Internationale Olympische Komitee (IOC) einspannen. IOC-Präsident Thomas Bach habe gemeinsam mit der Vorsitzenden der Athletenkommission des IOC, Emma Terho, ein 30-minütiges Videogespräch mit Peng Shuai geführt. „Sie schien entspannt zu sein“, sagte Terho. Die Organisation Human Rights Watch nannte das Verschwinden von Peng eine „Warnung für Olympia“.

Am Dienstagmorgen nun forderte Chinas Regierung ein Ende der Kontroverse. „Einige Leute sollten ihre bösartigen Unterstellungen beenden und diese Sache nicht politisieren“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, am Dienstag auf Fragen der Presse in Peking.

Vorwurf der Behinderung der Berichterstattung

Aber auch der Umgang mit Journalisten, die, wie bei großen Sportveranstaltungen üblich, im Vorfeld der Olympischen Spiele in China über die Vorbereitungen berichten wollten, ist international scharf kritisiert worden. So klagte der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) bereits Anfang November in einem langen Statement über die schlechten Bedingungen bei der Berichterstattung über die Vorbereitungen der Olympischen Winterspiele. Die Journalisten seien bei ihren Recherchen „kontinuierlich behindert“ worden, hieß es darin.

IOC-Präsident Thomas Bach habe gemeinsam mit der Vorsitzenden der Athletenkommission des IOC Emma Terho ein 30-minütiges Videogespräch mit Peng Shuai geführt. Quelle: via REUTERS
Videotelefonat

IOC-Präsident Thomas Bach habe gemeinsam mit der Vorsitzenden der Athletenkommission des IOC Emma Terho ein 30-minütiges Videogespräch mit Peng Shuai geführt.

(Foto: via REUTERS)

So sei die Teilnahme an Routineveranstaltungen verweigert und der Besuch von Sportstätten in China verhindert worden. „Meine wiederholten Anträge auf Zugang zum olympischen Skigelände wurden seit 2020 abgelehnt“, gab ein Vertreter einer europäischen Publikation zu Protokoll.

Auch Interviewanfragen für Athleten, ihre Trainer und Funktionäre seien alle abgelehnt, der Zugang zu Wintersport-Testspielen verweigert worden. „Der einzige Zugang, den wir erhielten, war, eine leere Eislaufbahn zu filmen“, so der Medienvertreter. Das chinesische Außenministerium wies die Kritik zwar zurück, versprach aber, mehr ausländische Medienvertreter zu Events einzuladen.

Der internationale Druck auf China hat in den vergangenen Monaten immer mehr zugenommen. So sagte US-Präsident Joe Biden vergangene Woche, er erwäge einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele.

Laut Medienberichten denkt darüber auch die britische Regierung nach. Bislang hat kaum eine hochrangige Vertreterin oder ein Vertreter ausländischer Regierungen ihr oder sein Kommen bei den Olympischen Spielen angekündigt. Als einer der wenigen hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mitgeteilt, dass er die Sportveranstaltung besuchen wolle.

Russlands Präsiden wolle die Sportveranstaltung besuchen. Quelle: dpa
Wladimir Putin

Russlands Präsiden wolle die Sportveranstaltung besuchen.

(Foto: dpa)

Die Zurückhaltung der internationalen Regierungsvertreter liegt auch an den strengen Maßnahmen, die Peking getroffen hat, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Die chinesische Staatsführung verfolgt bei der Bekämpfung der Pandemie eine Null-Fall-Strategie.

Athleten beklagen Trainingsbedingungen

Dabei macht sie auch vor den internationalen Athletinnen und Athleten nicht halt, die sich nur in einer Blase um die Sportstätten bewegen können, die sie nicht verlassen dürfen. Für großes Aufsehen hatte Anfang November der schwere Unfall des polnischen Rodlers Mateusz Sochowicz auf der Olympia-Bob- und -Rodelbahn von Yanqing gesorgt.

Sochowicz war mit hoher Geschwindigkeit in eine Barriere gerast, die dort nicht hätte sein dürfen. Der 25-Jährige warf den Betreibern der Bahn anschließend Inkompetenz vor. So soll dem Sportler zunächst der Zugang zu einem Arzt verwehrt worden sein.

Die Pekinger Organisatoren der Spiele dementieren das. Auch die Ausreise war Sochowicz unter Berufung auf Seuchenschutz zunächst verweigert worden, er musste schließlich in einem Frachtflugzeug in seine Heimat zurückfliegen.

Auch andere Rodler, die die Strecken – wie üblich im Vorfeld der Olympischen Spiele – in den vergangenen Wochen testen durften, beklagten die widrigen Umstände, unter denen sie trainieren mussten.

So wurde etwa das deutsche Team unter der Angabe von Seuchenschutzgründen für mehrere Tage in Isolationsquarantäne gesteckt. „Wir dürfen nur aus dem Zimmer, wenn Bahntraining ist, bekommen nicht wirklich vernünftiges Essen in Plastikbechern und Tüten vor die Tür gestellt, haben keine Möglichkeit, uns zu bewegen“, hatte die viermalige Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger geklagt.

Von den Sponsoren kommt zu alldem bislang keine Kritik. Zu den größten Sponsoren gehören etwa der chinesische Onlinehändler Alibaba, der US-Chiphersteller Intel und der japanische Autohersteller Toyota. Der Versicherungskonzern Allianz ist das einzige deutsche Unternehmen darunter.

Mehr: Das IOC gibt im Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai ein miserables Bild ab – ein Kommentar.

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1 Kommentar zu "Rund 70 Tage vor Olympia: Die Vorwürfe gegen China nehmen zu: Olympische Winterspiele drohen für Peking zum Debakel zu werden"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Da hilft kein Lamentieren sondern nur ein klarer Verzicht auf die Teilnahme. Vor allem sollten die öffentlich rechtlichen Medien, die sonst bei jeder Kleinigkeit die Fahne der Political Correctness vor sich hertragen, auf eine Übertragung nicht zuletzt im Interesse der Beitragzahler verzichten. Dann bräuchten sie auch keine Gebührenerhöhung. Xi und Putin könnten ihre gedopten Truppen Arm in Arm mit Herrn Bach ausgiebig beklatschen.

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